Daten zum Objekt
Standort
Zürich/CH Google Maps
Bauherr:in
Baugenossenschaft Zurlinden, Zürich/CH, www.bgzurlinden.ch
Architektur
pool Architekten, Zürich/CH, www.poolarch.ch
Holzbau
Zimmereigenossenschaft Zürich, Zürich/CH, www.zgz.chJäggi Hafter Holzbau, Regensdorf/CH, www.jaeggihafter.ch
Bauphysik
Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich/CH, www.wichser.ch
Fertigstellung
2010
Typologie
Holzmassivbau, senkrechte Bohlenstapel, verdübelt, tragend
Zürich hat sich der 2.000-Watt-Gesellschaft verschrieben, in vierzig Jahren soll jeder Bewohner der Stadt seinen Energiekonsum auf ein Drittel herunterschrauben. Das Wohn- und Geschäftshaus von pool Architekten zeigt, was das beim Bauen heißen kann. Die Lage an der lauten Badenerstrasse ist einerseits eine Bürde, andererseits ein Plus in puncto Verkehrslage. Das Erdgeschoss mit Supermarkt ist eine Betonkonstruktion. Darauf stehen sechs zueinander verschobene vier- bis sechsgeschossige Häuser aus Holz. Zu beiden Seiten bilden sie tiefe Einschnitte und ihre schmalen, langen, gut organisierten Wohnungen blicken sowohl auf die Straße als auch in den rückwärtigen Stadtpark.
Ein Energieexperte beurteilte jeden Entwurfsentscheid. So bestimmte das 2.000-Watt-Ziel auch stark die Materialwahl. Aber auch der Bauherr hatte seine Vorgaben: Die Baugenossenschaft Zurlinden (BGZ) ist ein Zusammenschluss von Handwerksbetrieben, die ihre Häuser möglichst selbst bauen. Auf ihren Wunsch hin konstruierten die Architekten ihren Wettbewerbsentwurf, der auf einer Massivbaukonstruktion beruhte, nachträglich mit dem vom Holzingenieur Hermann Blumer entwickelten Wandsystem »Top Wall«: Raumhohe Bohlen werden nebeneinandergestellt und durch wenige Dübel fixiert. Die 20-mal-10-cm-Querschnitte werden zugesägt auf die Baustelle transportiert, wo sie ohne Maschinen aufgestellt werden – eine Zweiermannschaft baut pro Tag eine Hausetage. Die Architekten dachten dieses System weiter und planten auch die Decken aus Holz. Im vorgefertigten Hohlkastenelement sorgt eine Schlackeschüttung für Schallschutz.
Da bei sechsgeschossigen Holzbauten alle tragenden Teile vor Feuer geschützt werden müssen, ist die Konstruktion nirgendwo sichtbar. Die Dämmung der Außenwand teilt sich auf in eine äußere (16 cm) und eine innere Schicht (8 cm), so ließ sich die Verkleidung einfach montieren. Innen sind dies zementgebundene Gipsfaserplatten, außen eine hinterlüftete Fassade aus glasfaserverstärktem Beton, dessen Primärenergiebilanz sich als am günstigsten erwies. Das stranggepresste Profil ist durch seine geknickte Form besonders stabil – die Unterlattung wurde in einem größeren Abstand montiert, wodurch Material gespart werden konnte. Die Ecken und Fensterlaibungen bilden massive Elemente. Mit ihrer horizontalen Schichtung irritiert die Fassade: Sie erinnert an nachgeahmtes Bossenmauerwerk in Putz, hat aber Fugen. Dahinter könnte sich alles befinden, auch eine massive Holzwand.