Daten zum Objekt
Standort
Lienz/AT Google Maps
Bauherr:in
Gabriel Forcher Tischlerei GmbH, Lienz/AT, www.forcher.at
Architektur
Michaela Mair Architektur, Innsbruck/AT, www.michaelamairarchitektur.comNina Mair Architecture + Design, Innsbruck/AT, www.ninamair.at
Statik
Peter Stippler, Innsbruck/AT
Holzbau
Plankensteiner Holzbau GmbH, Dölsach/AT, www.plankensteiner.at
Fertigstellung
2019
Typologie
Fachwerkkonstruktion mit Dämmung in der Konstruktion
Das Spannende am Betriebs- und Bürogebäude der Tischlerei Forcher in Lienz ist, dass es eine gewachsene Struktur ist, in der jede Zeit ihr eigene Dachform und konstruktion mit sich brachte. Die Architektinnen Michaela Mair und Nina Mair haben diesen Bestand nun um eine Werkhalle und ein Bürogeschoss erweitert. Dem Wunsch nach mehr Licht, Platz und kürzeren Wegen haben sie dabei Gestalt verliehen. Im Inneren dient ein kleiner Innenhof als Trennmarke zwischen dem Altbestand im Westen und dem Neubau im Osten.
Die älteste Dachkonstruktion auf dem Gelände ist die der alten Werkhalle, das sind Dreigelenksrahmen aus Stahl. Die neue Werkhalle hingegen überspannen Dreigelenksrahmen aus Leimbindern mit Zugbändern aus Stahl stützenfrei. Dabei orientiert sich das Raster der neuen Tragkonstruktion an dem der vorhandenen Halle, die Traufen der beiden Werkhallendächer stoßen zusammen und sind mit einem zweilagigen Bitumendach bedeckt. Auch den Bürotrakt krönt ein Satteldach – dieses ist jedoch nicht symmetrisch wie bei den Werkhallen, sondern asymmetrisch angeordnet. Vom Foyer aus führt eine breite Treppe ins Dachgeschoss, in einen zentralen, großzügigen und von oben hell belichteten Aufenthaltsraum mit Küchenzeile. Die Trennwände zu den Büros sind nach oben hin verglast und erlauben es, den Dachraum als Ganzes zu erleben. Damit jede Raumfunktion die für sie optimale Raumhöhe bekommt, positionierten die Architektinnen den First nicht in der Mitte, sondern asymmetrisch dazu. In den Büros entlang der Außenwände sind – ihrer Raumgröße und funktion entsprechend – die Räume niedriger, der zentrale Raum sowie der Besprechungsraum vertragen hingegen ganz andere Raumhöhen.

Ursprünglich planten die Architektinnen auch für dieses Dach Dreigelenksrahmen aus Leimbindern. Die ausführende Holzbaufirma schlug aber eine material- und kostensparendere Alternative aus Fachwerksträgern, eine Nagelbinderkonstruktion, vor. Da die Werkhalle geringere bauphysikalische Anforderungen erfüllen muss, ist hier das sichtbare hölzerne Tragwerk mit einer Aufsparrendämmung versehen, im Bürobereich hingegen kam eine Dämmung in der Konstruktionsebene zum Einsatz mit einer akustisch wirksamen Weißtannenverschalung.
Für das Raumerlebnis im Inneren sowie für das äußere Erscheinungsbild kommt der Dachlandschaft aus symmetrischen und asymmetrischen Satteldächern eine besondere Rolle zu. Besonders schön sind die Durchblicke vom Foyer und vom Besprechungsraum in die neue Werkhalle. Hier sieht man, wie selbstverständlich Alt und Neu, Werkhalle und Bürotrakt ineinander verwoben sind.