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Johann Feilacher

Johann Feilacher schuf mit seiner monumentalen Figurengruppe ein neues Wahrzeichen für das Kärntner Rosental. Grob behauen und teilweise ausgebrannt steht die Holzskulptur auf einem Freigelände bei Maria Rain.

erschienen in
Zuschnitt 7 Leicht und Schwer, September 2002 - Dezember 2003
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Natur wird Kunst Skulpturen von Johann Feilacher

Das Rosental in Kärnten hat mit einer monumentalen Figurengruppe von Johann Feilacher ein neues Wahrzeichen bekommen. Grob behauen und teilweise ausgebrannt, hat der Bildhauer seine Holzskulpturen auf einem Freigelände bei Maria Rain aufgestellt. Waren seine bisherigen Arbeiten meist einzelne Stämme, die Mahnmalen gleich Aufmerksamkeit fordern, so hat er diesmal einen Raum geschaffen und die Umgebung in seine Komposition miteinbezogen. Von jedem Standort aus hat man einen anderen räumlichen Eindruck, einmal ist es der dunkle Wald, ein anderes Mal das weite, offene Rosental, so dass die Gruppe wie in einer guten Inszenierung jeweils eine andere Aussage bekommt.

Johann Feilacher, 1954 in Kärnten geboren, hat als junger Mann neben seinem Medizinstudium vor allem gemalt. Als er aber vor 15 Jahren im Park eines Bildersammlers eine vom Sturm gefällte Zeder zu bearbeiten begann, ließ ihn die Bildhauerei nicht mehr los. Zuerst verwendete er Messer, aber bald schon die Kettensäge, das Werkzeug, dem er treu geblieben ist. Das meisterliche handwerkliche Können gibt ihm die Freiheit des künstlerischen Gestaltens und die Fähigkeit, sich ganz auf sein Objekt zu konzentrieren, zu erfahren, ja zu hören, was es von ihm verlangt.

Baumstämme, möglichst hohe und möglichst dicke, sind das Material, aus dem Johann Feilacher seine Skulpturen gestaltet. Er bearbeitet sie mit der Kettensäge, so sanft und sensibel, als wäre es eine Leichtigkeit und die Maschine nicht schwer und unhandlich. Er schafft Einschnitte und Brüche, und obwohl er das Holz manchmal in eine Form zwingt, so weiß er doch, dass jeder Stamm seine Gesetzmäßigkeit hat, der es nachzuspüren gilt. Er muss zwar mit seiner Kunst in die Natur eingreifen, er sucht sie aber nicht zu stören und schon gar nicht zu zerstören.

Symposien, Workshops und Ausstellungen haben Johann Feilacher weit über Österreich hinaus bekannt gemacht. In den wichtigsten Landart-Parks Europas und Amerikas sind seine Stelen zu sehen und selbst die an Gigantomanie gewöhnten Amerikaner waren erstaunt über den Transport eines riesigen Redwoodbaumes aus einer Schlucht in Nordkalifornien, den er im Skulpturenpark in Saint Louis-Missouri bearbeitet und aufgestellt hat.
So sehr ihm die kleine Form liegt, so wünscht er sich doch immer mehr große und noch größere Bäume für seine Skulpturen. Da er nur bereits gefällte Bäume verwendet, sammelt er, wo er kann, auch die mancherorts und meistens bei Nacht und Nebel geschlägerten Dorflinden oder Kastanienbäume. Er zerlegt sie in Scheiben und stellt sie als Relikte des Lebendigen übereinander geschichtet wieder auf. Nicht nur als ein Mahnmal für die Natur, sondern als Zeichen dafür, dass Kunst und Natur eine Symbiose eingehen müssen. Mit voller Absicht will er dabei auf die Zerstörung nicht nur der Landschaft sondern auch der Orte, die einem Bau- und Parkplatzwahn erliegen, aufmerksam machen. Hat man denn vergessen, dass einst das dörfliche Gemeinschaftsleben auf Plätzen und unter Bäumen lebendig war?

Johann Feilacher ist es wichtig, sich das Material anzueignen, das bevorzugte Holz ebenso wie grafische Techniken oder Malerei. Die künstlerische Arbeit ist letztlich ein meditativer Prozess, der nach Innen geht und Stille braucht – trotz der lauten Kettensäge – und der bei aller spielerischen Freude am Tun auch eine große Ernsthaftigkeit bedeutet und die Fähigkeit zur Abstraktion und Konzentration auf das Wesentliche voraussetzt.

Johann Feilacher

1954 geboren in Villach, Medizinstudium in Graz.
1983 – 86 Assistent von Leo Navratil im Haus der Künstler in Gugging.
Seit 1986 Leitung des Hauses der Künstler und Organisation internationaler Ausstellungen.
Wissenschaftliche und kunsthistorische Texte über Art Brut für Bücher, Kataloge und Zeitschriften.
Seit 1975 künstlerische Tätigkeit, zunächst Malerei.
Seit 1985 intensive Arbeit mit Holz.
Teilnahme an nationalen und internationalen Bildhauersymposien.
Skulpturen im freien Raum (Stadt und Land), Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa, USA, China, Südafrika, etc.



verfasst von

Angelica Bäumer

  • geboren 1932 in Frankfurt am Main
  • Studium der Musik, Kunstgeschichte und Architektur
  • langjährige Mitarbeiterin beim österreichischen Rundfunk und Fernsehen
  • Autorin zahlreicher Kataloge und Monografien

Erschienen in

Zuschnitt 7
Leicht und Schwer

Unsere visuelle Wahrnehmung lässt Holz in seiner Anwendung einmal leicht und ein andermal schwer erscheinen – abhängig von Faktoren wie Maßstäblichkeit, Lichteinfall, Farbe, Grad der Offen- oder Geschlossenheit, Kontrastwirkung oder Erwartungshaltung. Zuschnitt unternimmt den Versuch, der vielschichtigen Wahrnehmung nachzuspüren.

8,00 €

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Zuschnitt 7 - Leicht und Schwer