

Dachaufbauten, Implantate und Zubauten – ihnen allen ist eines gemein: Sie nützen bestehende Strukturen, an die sie andocken. Sie nisten sich ein, zapfen die Infrastruktur ihres Wirtes an und hängen sich an vorhandene Systeme für Wasser- und Stromleitungen. Mit geringem Aufwand für die Aufschließung sind sie ressourcenschonend und leisten, ebenso wie Dachbodenausbauten, einen wertvollen Beitrag zur Stadtverdichtung. Als An- oder Aufbauten behaupten sie sich im Gegensatz zu diesen jedoch durch optische Präsenz und formale Eigenständigkeit. Auch als nichtautonome Strukturen verweisen sie im besten Fall – wenn nicht versucht wird, die nachträgliche bauliche Adaption zu vertuschen – auf ihre Entstehungszeit, fügen dem Bestand eine neue, klar ablesbare Zeitschicht hinzu.
Holz erweist sich für all diese Bauaufgaben als ganz besonders geeignet.
_Holzbau ist Trockenbau, es gibt keine Austrocknungszeit und damit keine Verzögerungen auf der Baustelle.
_Als leichtes Baumaterial belastet es die Tragstrukturen nicht übermäßig und lässt sich, etwa bei Dachaufbauten, als Ersatz für eine abzutragende Dachkonstruktion und unter Einbeziehung einer Berechnungsreserve ohne Verstärkung des bestehenden Stützenrasters montieren. Am Dachaufbau des Bundesrealgymnasiums Stainach von Alfred Bramberger schuf der statische Nachweis der Festigkeitszunahme des Betons infolge von Alterung die Voraussetzung für die Aufstockung. Die ausgeführte Holzkonstruktion mit verleimtem Brettschichtholz (KLH-Platten) bedingt lediglich eine Laststeigerung um 8 bis 9 Prozent am bestehenden Altbau. Diese Belastung ist durch die altersbedingte Festigkeitszunahme des Betons, die bei diesem Bauwerk um die 20% beträgt, abgedeckt.
_Als Baumaterial, das sich zur Vorfertigung ganzer Wand- und Deckenelemente in der Werkstatt eignet, ist Holz prädestiniert für eine schnelle, Substanz schonende Montage. Offengelegte oberste Geschoßdecken können bei der Verwendung vorgefertigter Wand- und Deckentafeln in wenigen Tagen wieder verschlossen werden. Die Montagezeit für den gesamten Rohbau in Stainach betrug 3 Wochen. Dadurch minimierte sich die lärmintensive Montagezeit und der Innenausbau konnte in dem abgeschlossenen Aufbau ohne Beeinträchtigung des laufenden Schulbetriebes vor sich gehen. Die gewählte Form des Zubaues als Aufstockung beanspruchte nicht den wertvollen Freiraum als Platz für die Baustelleneinrichtung und Baustellenzufahrt.
_Als leichtes Baumaterial ist Holz bestens geeignet, eine Klimahülle zu schaffen, die raumabschließend wirkt, die vorhandene Struktur jedoch weitgehend unangetastet lässt. Angedockt an den Bestand wird nur, wo Übergänge notwendig sind. Am Beispiel der Adaptierung eines Stadels in Kärnten in ein Wohnhaus wird das »Haus im Haus« – Prinzip deutlich. Markus Pernthaler schreibt dem ortstypischen, im Obergeschoß offenen Bauwerk mit mächtigem Dach und schwerem Bruchsteinmauerwerk eine leichte nichttragende Struktur aus Holz ein. Die offene luftige Loggia, zwischen Steinpfeilern und Wohnraum als wettergeschützte Pufferzone platziert, kontrastiert Alt und Neu in einem reizvollen Nebeneinander.
_Als Baumaterial ist Holz in vorgefertigten Tafelelementen mit einem (Leicht-)baukastensystem vergleichbar – relativ unaufwändig und platzsparend transportierbar, mittels intelligenter Verbindungstechnik schnell montierbar, ebenso demontabel und damit mobil. Temporäre Bauten wie der »Parasit« auf dem Liftschacht eines ehemaligen Werkstattgebäudes in Rotterdam, ein unkonventioneller Wohnraum, der von den holländischen Architekten Mechthold Stuhlmacher und Rien Korteknie entworfen und in Massivholz ausgeführt wurde, können zur Stadtverdichtung beitragen. Sie sollen das Potential von Orten erkunden, die als unbewohnbar gelten, oder Behelfsquartiere darstellen an Orten mit akuter Raumnot. Der ungewöhnliche Holzbau ist der erste einer Reihe von Prototypen, die die Parasite Foundation Rotterdam an verschiedenen Standorten in den Niederlanden errichten will. Ein leichtes Aperçu, gelandet am Dach der »Las Palmas« Halle, einem ehemaligen Industriebau, bereit zum Abflug in andere Gefilde – auf der Suche nach einem neuen Wirtsbau.
Zubau und Adaptierung des BG und BRG Stainach
_Architektur: Alfred Bramberger
_Bauherr: IMG – Immobilienmanagement des Bundes, Graz
_Standort: Stainach, Steiermark
_Fertigstellung: 2001
_Fotos: Paul Ott

Penthauswohnung Schillerstraße, Bregenz
Architektur
Dietrich I Untertrifaller Architekten
Bauherr
Hinteregger Bau GmbH
Standort
Bregenz, Vorarlberg
Fertigstellung
1996
Fotos: Ignacio Martinez

Parasit – Temporäre Wohnung in Rotterdam
Architektur
Rien Korteknie und
Mechthild Stuhlmacher
Bauherr
Parasite Foundation
Rotterdam
Standort
Rotterdam, Niederlande
Fertigstellung
2001
Holzbau
MERK Dickholz, Aichach
Innenausbau
Kerto Schichtholz,
Finnforest, Köln
Foto: Korteknie & Stuhlmacher


Einfamilienhaus, St. Veit an der Glan
Architektur
Markus Pernthaler
Bauherr
Fam. Moshammer
Standort
St. Veit an der Glan, Kärnten
Fertigstellung
1997
Fotos: Paul Ott