Holz ist als Material selbst hightech Wolfgang Pöschls Gedanken zum Text
_Der Ingenieurholzbau, wie er sich in einigen Großprojekten darstellt samt der dazugehörigen Anlassforschung, bringt die Entwicklung des Holzbaus, insbesondere die Massenanwendung von Holz, tatsächlich nur wenig weiter. Er kann derzeit nicht einmal die Rolle einer Grundlagenforschung abdecken.
_Die Zukunft des Holzbaus kann nicht in vermeintlichen Hightech-Anwendungen liegen, deren angebliche Intelligenz oft nur aus überflüssigen Kopfständen und Materialvergewaltigungen besteht.
_Jede Entscheidung für ein Material, egal für welches, die sich nicht aus der Aufgabenstellung als Ganzes in allen ihren Aspekten und aus den spezifischen Fähigkeiten des Materials selbst ableitet, ist schlicht falsch. Kompliziertheit, Unwirtschaftlichkeit, mangelnde oder abgehobene Ästhetik sind nur eine logische Folge dieser falschen Entscheidung. Holz ist dort richtig, wo es eine konstruktive Aufgabe besser (und damit schnell auch wirtschaftlicher und »schöner«) erfüllen kann als irgendein anderes Material.
_Nur die Rohstoffaufbereitung kann derzeit industriell bewältigt werden, während sich das Bauen selbst beharrlich der echten industriellen Produktionsweise entzieht und noch lange entziehen wird, außer, wir können uns dazu durchringen, unser Leben in kleinen, im Vergleich teuren Containern zu verbringen.
_Gefragt sind nicht Systeme, sondern z.B. preiswerte, einfach verfügbare Leimbinder. Die Anwendungsmöglichkeiten und sinnvollen Varianten einer simplen Leimbinderkonstruktion sind fast unbegrenzt und noch weitgehend unerschlossen. Nicht Standardisierung von komplexen Systemen ist notwendig, sondern Standardisierung der Holzwerkstoffe selbst.
_Für die Entwicklung eines Massenmarktes ist die auf den ersten Blick unspektakuläre, alltägliche Anwendung wichtiger als spektakuläre Projekte, die notwendig sind, um die Grenzen des Materials auszuloten.
_Bei weit gespannten Konstruktionen ist es zuallererst einmal die Spannweite selbst, die zu hinterfragen ist. Stützenfreiheit ist wichtig für Sporthallen; bei Produktion und Verkauf ist sie allzu oft ein unnotwendiger, räumlich unspannender Schematismus.
_Statt neuerlich einen schon in der Vergangenheit unfruchtbaren Verdrängungskampf mit den anderen Materialien zu beginnen, müssen wir die Zusammenarbeit der Materialien in den Vordergrund stellen. Holz und Glas als (tragende) Fassade. Beton und Holz als spannendes Duett zwischen einem monolithisch gegossenen, hochbelastbaren und einem strukturierten, spannenden Material. Holz und Stahl, mit dem Stahl als Verbindungs- und Zugelement, als »Würze«.
|