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Gegenrede – Antworten auf das Statement von Christian Haidinger

erschienen in
Zuschnitt 10 Werkhalle Holz, Juli - September 2003
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Gegenrede – Antworten auf das Statement von Christian Haidinger
   
     
Michael Flach

Hermann Kaufmann
Andreas Orgler
Wolfgang Pöschl
› Johann Riebenbauer
Sachliche Normalität für Holzbau
Johann Riebenbauer meint

Die in diesem Manuskript dargelegten strategischen Ansätze für die Erhöhung des Marktanteiles für den Holzbau sind eigentlich »alte Hüte«. Wenn diese Argumente Zukunftsstrategien sind, dann wurden hier die letzten Jahre verschlafen. Viele der Aspekte sind in einigen Bereichen längst umgesetzt. Ich arbeite seit einigen Jahren als Konstrukteur, Tragwerksplaner, Berater, Statiker im Holzbau. Meine Erfahrungen der letzten Jahre decken sich aber mit vielen der Argumente. Wichtig ist und war, dass für die Projekte eine sachliche Normalität gelebt wird. Dort, wo es sinnvoll und wirtschaftlich ist, kann Holz eine bedeutende Rolle spielen, die über bereits etablierte Einsatzgebiete weit hinausgeht. Teilweise wird in Projekte aber etwas zu viel Innovation, Referenzstatus, etc. hineininterpretiert, obwohl es sich zumindest im konstruktiven Ingenieurholzbau oft nur um normale baustatische Aufgaben handelt.
Dass die Architektur und Ästhetik der Planer unantastbar ist, kann ich nur bedingt nachvollziehen. Meine Erfahrung ist hier eher umgekehrt.

Bei Planungen von ingenieurmäßigen Holzbauten waren es meist die Firmen, die mit eigenen Varianten und »innovativeren« Lösungsansätzen die Planer und Bauherren teilweise oft verunsicherten. Hier wurde oft versucht, die eigenen technischen Möglichkeiten in ein Projekt einzubringen, eine an sich durchaus legitime Vorgehensweise. Nur: allzu oft waren derartige Varianten mit der Ursprungslösung nicht mehr wirklich vergleichbar, oft sogar teurer, und nur in den wenigsten Fällen wirklich »besser«. Viele Holzbauer versuchen eigentlich nur, sich mit »eigenen Systemen« voneinander abzugrenzen. In Wirklichkeit sind aber die wesentlichen Aspekte dieser »Systeme« dieselben.

Ein Hauptproblem liegt auch darin, dass meist nur einzelne Bauteile miteinander verglichen werden, grundlegende Veränderungen des Gesamtkonzeptes aber oft nicht wirklich »zu Ende« gedacht werden, oder auch nicht richtig erkannt werden. Das größte Hindernis in einer weiteren Verbreitung des Holzbaus liegt einerseits in der Vielzahl der sogenannte »Systeme« - Planer und Bauherren sind hier oft verunsichert und nur halb informiert - und andererseits im Mangel an unabhängigen Fachleuten, die diese Systeme bewerten und vergleichen können.

Durch die Vielzahl der »Systeme«, die vielfältigen Holzwerkstoffe, etc. werden die Kräfte an zu vielen Fronten vergeudet, andererseits kann auch keine wirkliche Konkurrenz entstehen, da die Systeme nicht wirklich vergleichbar sind. Es ist umfangreiches Fachwissen nötig, um Unterschiede objektiv aufzeigen und bewerten zu können, bzw. das für das geplante Objekt optimale System auszuwählen. Dieses Fachwissen ist derzeit weitgehend in ausführenden Firmen konzentriert, die natürlicherweise im Sinne des eigenen Betriebes arbeiten. Damit sind andere, eventuell sinnvollere Systeme von vornherein meist ausgeschlossen. Wer den persönlichsten Zugang zu Planern hat, wird am ehesten zu Aufträgen kommen, ist die gängige Meinung vieler Betriebe.

Nur wenige Architekturbüros und Planer haben durch eigene Projekterfahrungen und großes Engagement genug Wissen angesammelt, um wirtschaftliche Holzobjekte planen zu können. Diese Basis muss massiv verbreitert werden. Genauso wichtig sind natürlich die zugehörigen Fachleute wie Bauphysiker, Statiker, Haustechnikplaner, etc. Diese Berufsgruppen müssen ebenso weiter geschult und informiert werden, das aber weitgehend objektiv. Dies wäre Aufgabe der Universitäten. Natürlich darf der nötige Praxisbezug nicht zu kurz kommen, bzw. sollten baupraktische Ansätze und Lösungen die Weiterbildung sogar wesentlich bestimmen. Am nötigen Fachwissen mangelt es aber auch vielen ausführenden Firmen, was kein großes Problem ist, wenn das Planungsteam kompetent ist.

Problematisch wird es nur dann, wenn ausführende Firmen sich ihres mangelhaften Fachwissens nicht bewusst sind. Damit sind Probleme und Schwierigkeiten oft vorprogrammiert. Zu viel Innovation und Neuentwicklung kann teilweise auch kontraproduktive Auswirkungen haben, vor allem dann, wenn es um die Erhöhung des Holzanteiles am Gesamtmarkt geht.

 
Johann Riebenbauer
Dipl. Bauingenieur Studium Bauingenieurwesen an der TU Graz. 4 Jahre Universitäts assistent am Institut für Tragwerkslehre TU Graz. Seit 1998 selbstständig in den Bereichen Ingenieurholzbau und Softwareentwicklungen.
 

Erschienen in

Zuschnitt 10
Werkhalle Holz

Nicht nur holzverarbeitende Betriebe errichten ihre Werkstätten in Holz. Es hat sich längst herumgesprochen: Lichterfüllte Produktionshallen und Gewerbebauten mit neuen, experimentellen Holzkonstruktionen schaffen nicht nur ein gutes Arbeits- und Sozialklima, sondern auch hervorragende Energie- und Ökologiewerte. Ihre hohe Leistungsfähigkeit gegenüber anderen Materialien können sie längst beweisen.

6,00 €

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Zuschnitt 10 - Werkhalle Holz