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Schallschutz bei Holzdecken
Neubau und Sanierung

Bei der Sanierung von Gebäuden ist vielfach neben der Erneuerung von Fußböden an alten bestehenden Holzdecken auch die Verbesserung des Trittschallschutzes erforderlich.

erschienen in
Zuschnitt 18 Schallschwellen, Juli 2005
Sie besuchen eine Archiv-Seite. Möglicherweise sind nicht alle Darstellungen korrekt.

Holzdecken haben in Österreich eine lange Tradition. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts waren praktisch alle Wohnhäuser aus Ziegelmauerwerk und hatten Holzdecken. Die Holztramdecken mit einem Holzfußboden auf Schlackenschüttung und einer Untersichte aus Verrohrung und Putz hatten eine Masse von rd. 200kg/m², ein bewertetes Schalldämm-Maß von rund 55dB und einen bewerteten Norm-Trittschallpegel von etwa 55dB. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden Massivdecken der verschiedensten Bauarten wie Ziegelbalkendecken, Stahlbeton-Rippendecken, Rippendecken mit Unterdecke, Stahlbetonplatten eingebaut; Letztere sind in den letzten Jahrzehnten die überwiegende Deckenbauart in Massivbauten. Besonders seit die Zahl an Fertigteilhäusern steigt, sind Holzkonstruktionen und damit auch Holzdecken wieder von Bedeutung. Neu ist die Errichtung auch mehrgeschossiger Mehrfamilienhäuser in Holzbauweise, für die die Sicherung des erforderlichen Schallschutzes besonders wichtig ist. Neben der Errichtung von neuen Gebäuden mit Holzdecken ist auch vielfach die Erneuerung von Fußböden an alten bestehenden Holzdecken zusammen mit der Verbesserung des Trittschallschutzes erforderlich.

Daher war es auch wichtig, in die neue Auflage der ÖNORM B 8115-4, Angaben über den Luft- und Trittschallschutz von Holzdecken und die Verbesserung des Trittschallschutzes durch Fußböden auf Holzdecken aufzunehmen.
Der Luftschallschutz einer Deckenbauart wird durch das bewertete Schalldämm-Maß Rw , der Trittschallschutz durch den bewerteten Norm-Trittschallpegel Ln,w beschrieben. Aus diesen schallschutztechnischen Kennwerten für die Deckenbauart kann der im Gebäude je nach Einbaubedingungen (flankierende Bauteile) und geometrischen Abmessungen zu erwartende Luftschallschutz zwischen zwei übereinander liegenden Räumen, die durch die Decke getrennt sind (die bewertete Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w), und der Trittschallschutz (bewerteter Standard-Trittschallpegel L’nT,w) berechnet werden.

Schallschutz von Holzdecken

In der neuen Auflage der ÖNORM B 8115-4 1 sind eine Reihe von Holzdeckenbauarten mit der Angabe des bewerteten Schalldämm-Maßes und des bewerteten Norm-Trittschallpegels dargestellt. Diese Darstellungen zeigen, dass mit Holzdecken ein hoher Luft- und Trittschallschutz erreicht werden kann. Die acht in der Norm angeführten Holzdeckenbauarten weisen ein bewertetes Schalldämm-Maß von 59 bis über 70dB und einen bewerteten Norm-Trittschallpegel von 38 bis 48dB auf. Es kann damit der in Österreich gemäß ÖNORM B 8115-2 2 geforderte Schallschutz zwischen Wohnungen mit einer bewerteten Standard-Schallpegeldifferenz DnT,w ≥ 55dB und einem bewerteten Standard-Trittschallpegel L’nT,w≤ 48dB erfüllt werden. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass bei allen Bauarten eine »schwere« Baustoffschichte (wie Betonestrich, Betonplatten oder Schüttung) eingebaut und die Untersichte aus Gipskartonplatten elastisch (auf Federschienen oder Justierschwingbügeln) befestigt ist.

Im Rahmen einer Forschungsarbeit zur Angabe geeigneter Einzahlangaben für die Trittschallminderung von Fußböden auf Holzdecken wurden auch Luft- und Trittschallschutz einer Holzbalkendecke mit fest und mit elastisch befestigter Untersichte mit einer großen Zahl unterschiedlicher Fußböden gemessen. 3 
Die Messergebnisse zeigen, dass mit Holzdecken hoher Luft- und Trittschallschutz zu erzielen ist. 
Für eine sehr große Zahl von Holzdecken werden 
die Werte für das bewertete Schalldämm-Maß (einschließlich Spektrumsanpassungswerte) und den bewerteten Norm-Trittschallpegel unter dataholz.com vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs im Internet zur Verfügung gestellt.

Trittschallminderung durch Fußböden auf Holzdecken

Die ÖNORM enthält auch Angaben über das bewertete Schalldämm-Maß Rw und den bewerteten Normtrittschallpegel Ln,w von 6 Holzbalken-Rohdecken, die je nach Aufbau sehr unterschiedlich sind (mit Rw von 32 bis 56dB und Ln,w von 57 bis 82dB). Für Brettstapeldecken, die nicht explizit angeführt werden, kann der bewertete Norm-Trittschallpegel 82dB eingesetzt werden.

Für Massivdecken mit Fußboden kann seit Jahrzehnten bei der Planung der bewertete Norm-Trittschallpegel aus dem bewerteten Norm-Trittschallpegel der Rohdecke und der bewerteten Trittschallminderung ΔLw für den Fußboden ermittelt werden. In der vorstehend beschriebenen Forschungsarbeit wurden nun auch Einzahl-Angaben für die Trittschallminderung durch Fußböden auf Holzdecken ΔLt,w 4 ermittelt, sodass die einfache Berechnung des Trittschallschutzes aus Rohdecke und Fußboden nun auch für Holzdecken möglich ist. In ÖNORM B 8115-4 sind dazu Daten für Holz-Rohdecken und für Fußböden angegeben. Neben der Trittschallminderung durch Fußböden auf Holzbalkendecken sind auch die Werte für die Trittschallminderung durch Fußböden auf Brettstapeldecken ΔLtv,w 4 angegeben. Die Werte für ΔLt,w liegen im Bereich von 5 bis 30dB, die für ΔLtv,w im Bereich von 11 bis 41dB. Es stehen damit Fußboden-Bauarten zur Verfügung, die einen hohen Trittschallschutz erreichen lassen.

Sanierung bestehender Holzbalkendecken

Wenige Vergleiche mit Messungen an bestehenden Holzbalkendecken mit neu eingebautem Fußboden zeigten, dass die Werte von ΔLt,w auch für diese Decken eingesetzt werden können. Meist wird dabei aber nur eine Annäherung und Abstimmung mit verschiedenen der geprüften Fußbodenvarianten möglich sein. Messungen haben gezeigt, dass der Trittschallschutz etwa gleich ist, wenn der zusätzliche Fußboden (auf Dämmschicht) auf dem (alten) Schiffboden oder nach Abtragen dieses Schiffbodens aufgebracht wird.

Eine zusätzliche abgehängte Gipskartonplattenuntersichte mit Mineralwolle im Zwischenraum kann eine wesentliche Verbesserung von Luft- und Trittschallschutz bringen. In Altbauten mit großer Raumhöhe und massiven Wänden, die eine hohe Dämmung der Schallübertragung über die flankierenden Wände sichern, kann diese Verbesserungsmaßnahme vorteilhaft eingesetzt werden. Zur Vermeidung einer eventuellen Wasserdampfkondensation an der Außenwand im Zwischenraum sollte in einem etwa 15 – 20cm breiten Streifen entlang der Außenwand keine Mineralwolle eingelegt werden.

Wie gut ist der Norm-Trittschallpegel zur Kennzeichnung des Schallschutzes geeignet?

Im Rahmen der genannten Forschungsarbeit wurde neben den Messungen mit dem Norm-Hammerwerk zusätzlich mit einigen der Fußbodenbauarten auch das Gehgeräusch unter der Decke beim Gehen verschiedener Personen mit verschiedenen Schuhen gemessen. Damit konnte ermittelt werden, wie weit die Trittschallminderung von der Art der Anregung abhängt und wie weit die Messergebnisse kennzeichnend sind für den Schutz gegen die unter der Decke zu hörenden Gehgeräusche. Es ergab sich eine recht gute Korrelation zwischen Messergebnissen mit dem Normhammerwerk und dem Gehen; es zeigt sich aber auch, dass beim normgemäßen Trittschallschutz mit Ln,w = 48dB das Gehgeräusch etwa 34dB aufweist und damit in ruhigen Wohnräumen noch deutlich hörbar ist. Erst ein Norm-Trittschallpegel von unter 40dB könnte sichern, dass das Gehgeräusch unter 30dB bleibt und damit in Wohnräumen tagsüber nicht hörbar ist, in ruhigen Schlafzimmern würde es nachts jedoch noch hörbar sein.

Beachtung der Schalllängsleitung

Mit Holzdecken kann, wie die Messungen zeigten, eine sehr hohe Schalldämmung erreicht werden. Zur Sicherung des Schallschutzes zwischen übereinander liegenden Wohnungen ist aber nicht nur das bewertete Schalldämm-Maß der Decke selbst, sondern auch die Schalllängsleitung in den die Decke flankierenden Wänden zu beachten – sowohl für Bauten mit Außenwänden aus hochwärmedämmendem leichtem Hohlziegelmauerwerk als auch für Holzhausbauten. Für die richtige Ausbildung der Stoßstellen von Holzaußenwand und Holzdecke gibt die ÖNORM B 8115-4 ein Beispiel. Beispiele findet man auch auf der Homepagewww.dataholz.com.

1 ÖNORM B 8115-4 Schallschutz und Raumakustik im Hochbau – Teil 4: Maßnahmen zur Erfüllung der schalltechnischen Anforderungen. Österr. Normungsinstitut, Wien 2003

2 ÖNORM B 8115-2 Schallschutz und Raumakustik im Hochbau – Teil 2: Anforderungen an den Schallschutz. Österr. Normungsinstitut, Wien 2002

3 J. Lang: Luft- und Trittschallschutz von Holzdecken und die Verbesserung des Trittschallschutzes durch Fußböden auf Holzdecken. wksb Neue Folge Heft 52, 49. Jahrgang/Mai 2004

4 Der Index t steht für das englische Wort timber für Holz. Der zusätzliche Index v steht für das englische Wort vertically laminated bei den Zahlen für die Brettstapeldecken.

tgm Versuchsanstalt 
Akustik und Bauphysik
Wexstraße 19 – 23
A-1200 Wien
T +43 (0)1/33126-0
www.tgm.ac.at


verfasst von

Judith Lang

  • 1944 – 48 Studium der Technischen Physik an der TU Wien, 1968 Dr.techn. an der TU Graz
  • 1949 – 91 an der Staatl. Versuchsanstalt für Wärme- und Schalltechnik am „Technologischen Gewerbemuseum“ in Wien, ab 1975 als Leiterin
  • Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen
  • 1977 – 91 Geschäftsführerin des Österreichischen Arbeitsrings für Lärmbekämpfung 
  • 1994 – 98 Leiterin der Arbeitsgruppe „Qualitätssicherung schalltechnischer Messungen“ im Umweltbundesamt
  • Arbeit in der österreichischen, europäischen und internationalen Normung und Forschungsarbeiten

Erschienen in

Zuschnitt 18
Schallschwellen

Holz lebt und bewegt sich. Dabei knarrt es, ächzt es, knackt es. Es schwingt, gibt nach und passt sich an. Holz ist leicht und Holz ist hörbar, Holz ist kommunikativ. Aber nicht alles ist für fremde Ohren bestimmt, es gibt „Hör-Schwellen“, die nicht überschritten werden sollten, und Maßnahmen, die Schallwellen zum Abklingen bringen.

8,00 €

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Zuschnitt 18 - Schallschwellen