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Tok, Boing, Rrrrrrrrr

Hölzerne Perkussionsinstrumente zählen zu den frühesten Geräten der Klangerzeugung. Viele von ihnen befriedigen das zutiefst menschliche Bedürfnis, Krach zu machen, heute noch.

erschienen in
Zuschnitt 18 Schallschwellen, Juli 2005
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Das schrecklichste Instrument, das er sich vorstellen könne, bemerkte der Komponist Bernhard Gander einmal, sei eine Panflöte aus lauter Didgeridoos. Dumpfes Tröten und zartes Flöten müssen auch wirklich nicht sein, denn Holz klingt ohnehin besser, wenn es geschlagen wird.

Hölzerne Perkussionsinstrumente zählen in allen Kulturkreisen zu den frühesten Geräten der Klangerzeugung, und viele von ihnen sind auch heute noch in Gebrauch: getrocknete Fruchtkapseln, in denen Samen klimpern, aneinander geschlagene Stäbe, hölzerne Glocken, die asiatische Kuhweiden mit sanftem Gebimmel erfüllen. In der Thaurer Fasnacht tritt u.a. der „Klötzler“ auf, dessen über und über mit Holzplättchen benähtes Gewand den ganzen Mann zum Klappergestell macht, und das im Flamenco gebräuchliche Cajón (zu deutsch Kiste) geht auf Sklaven in Peru zurück, die statt verbotener Trommeln erlaubte Transportkisten rhythmisch verklopften. Ganz gleich aber, wo und was geschlagen wird, die Trommelei entspringt dem zutiefst menschlichen Bedürfnis, Krach zu machen. Und weil in dieser Sehnsucht auch die Fähigkeit zum musikalischen Ausdruck schlummert, entwarf der Komponist Carl Orff ein „Schulwerk“, das dieses Können mit einfachen Mitteln fördert. Im dazu gehörigen Instrumentarium gesellen sich zum trockenen „Tok“ der Claves und dem warmen Ton der Schlitztrommel das „Boing“ des Vibraslaps oder das „Rrrrrrrrr“ des Guiro, einer hölzernen Freilandgurke, die mit einem Schrapstab gerieben wird.

Reicht auch dieses Klangspektrum nicht aus, so lassen sich die einzelnen Schlaghölzer zu Melodieinstrumenten gruppieren: Das Marimba- und das Xylophon bestehen beispielsweise aus Holzstäben aufsteigender Größe, an der Unterseite bogenförmig ausgeschnitten und einzeln mit Resonanzkörpern versehen. Rasant gespielt, klingen diese sogenannten „Holzstabspiele“ recht munter, was ihnen den Beinamen „Hölzernes G’lachter“ eingetragen hat – durchaus mit gemischten Gefühlen. Denn seit Hans Holbeins „Totentanz“ von 1523 schwingt auch der Tod die Xylophonschlägel und Camille Saint-Saëns ließ in seiner „Danse macabre“ die Skelette im Xylophonton mit den Knochen klappern. Bevor einen dieser Klang aber das Gruseln lehrt, entsinne man sich einer alten Glücksformel und falle bei Eddie Floyd mit ein: „You better knock on wood“.


verfasst von

Esther Pirchner

ist Journalistin mit Schwerpunkt Musik,Lektorin und Autorin von Programmbüchern. 

Erschienen in

Zuschnitt 18
Schallschwellen

Holz lebt und bewegt sich. Dabei knarrt es, ächzt es, knackt es. Es schwingt, gibt nach und passt sich an. Holz ist leicht und Holz ist hörbar, Holz ist kommunikativ. Aber nicht alles ist für fremde Ohren bestimmt, es gibt „Hör-Schwellen“, die nicht überschritten werden sollten, und Maßnahmen, die Schallwellen zum Abklingen bringen.

8,00 €

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Zuschnitt 18 - Schallschwellen