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Hochsitze

Der Hochsitz hat seinen Platz in der Ebene, im Hügelland im Gebirge, am Baum, am Wegrand. Er prägt die Umgebung, die Umgebung prägt den Hochsitz. Er ist Landschaftsobjekt. Regionale Typen sind erkennbar.

erschienen in
Zuschnitt 19 warum stabil?, September 2005
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Leitern, eine Kanzel, ein Wagen, ein Turm, eine Burg, ein Hoheitssymbol? Schauplatz menschlicher Urtriebe? Manchmal mit Bett, Ofen, Schnapsbar im Inneren.

Der Hochsitz hat seinen Platz in der Ebene, im Hügelland im Gebirge, am Baum, am Wegrand. Er prägt die Umgebung, die Umgebung prägt den Hochsitz. Er ist Landschaftsobjekt. Regionale Typen sind erkennbar.

Das Betreten ist verboten, oft bei Strafe, zumindest auf eigene Gefahr. Oft fehlen Leitersprossen, um das Besteigen zu erschweren. Er kann versperrt sein. Ich erinnere mich an Kindheitsverbote, an Kinderbanden. Kindliche Phantasie sehe ich verwirklicht. Man sagt: »Do haum si Kinda g’spült«; »Dea is fia mein Buam.« Der Hochsitz gehört zum Intimbereich; dieser wird geschützt. Er wirkt lebendig, ist Kunsthandwerk; die Baumeister sind ausgeprägte Individuen. Eine Urhütte? Ein Baumhaus, ein Pfahlbau – Primitivarchitektur. Stets bleibt der Hochsitz Zweckbau.

Wegloses Streunen durch Felder, Wiesen, Wälder lässt mich die typischen Hochsitzplätze aufspüren. Ich schieße ein Foto, klettere auf den Hochsitz, schieße zurück.

Aber ich bin unsichtbar. Oder bin ich beobachtet worden?

Hochsitzobjekte, Anblick – Ausblick sind vom 15. September bis 13. November 2005 im Rahmen der Ausstellung »kunst be-sitzen«, Projekt Museum der BesucherInnen 03 im OÖ Landesmuseum, Landesgalerie Linz, zu sehen.

Walter Ebenhofer
geboren 1952 in Rubring, nö, lebt in Steyr
Ausbildung als technischer Ingenieur
Seit 1982 zahlreiche Ausstellungen und Projekte als freischaffender Fotograf mit seriell-konzeptioneller und experimentell-konkreter Ausrichtung
Mitglied der Künstlervereinigung »Maerz« in Linz und der »NÖ-Fotoinitiative-Fluss«, Wolkersdorf
Auszeichnungen und Stipendien


Hochsitze gelten im Jagdgesetz als Reviereinrichtungen. Man unterscheidet geschlossene Kanzeln, offene Hochstände und Ansitzleitern. Der Grundeigentümer muss der Errichtung eines Hochsitzes zustimmen, diese darf durch den Jagdausübungs-berechtigten durchgeführt werden. Es gibt keine Kollaudierung der Konstruktion. Hochsitze dürfen von Jagdfremden Personen nicht betreten werden. Werden Hochsitze von Jagdfremden Personen betreten, geschieht dies Auf Eigene Gefahr und kann als Verwaltungsübertretung geahndet werden.

Eva Guttmann

Erschienen in

Zuschnitt 19
warum stabil?

Erfahrungen, Experimentierfreudigkeit und Fantasie haben seit Jahrhunderten funktional optimierte, faszinierend leichte und fragile Bauwerke entstehen lassen, deren konstruktive Stärke im Wissen um das Wesen des Materials begründet ist, in der vollen Ausschöpfung der Kapazitäten des Holzes, seiner Leichtigkeit, Festigkeit, Weichheit, Gerichtetheit und Nachgiebigkeit, und deren Authentizität bis heute spürbar und inspirierend ist.

8,00 €

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Zuschnitt 19 - warum stabil?