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Jan de Cock

Jan de Cock arbeitet mit oberflächenbehandeltem Holz, das er auf- und übereinanderschichtet und räumlich so zusammensetzt, dass der Betrachter seinen Blick stets nachschärfen muss.

erschienen in
Zuschnitt 21 Schutz S(ch)ichten, März 2006
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Denkmal

Der aus Belgien stammende, 1976 geborene Künstler Jan de Cock präsentierte 2004 im Rahmen der Manifesta 5 in San Sebastian seine bis dato spektakulärste Arbeit. Der Ort, an dem diese Gebäudeintervention stattfand, war die stillgelegte Bootswerft Ondartxo in der Bucht von Pasaia. Die Arbeiten von Jan de Cock bewegen sich zwischen den ansonsten sehr eigenständig agierenden Bereichen Architektur und Skulptur, wobei es ihm dabei immer um eine Neudefinition des Raumes und dessen Wahrnehmung geht. Der Künstler bezeichnet seine Werke auch als Denkmäler und nicht das Kommemorieren historischer Ereignisse oder bestimmter Persönlichkeiten ist ihm wichtig, sondern die Querverweise zur Architektur, aber auch zum Film oder zur bildenden Kunst. Für gewöhnlich werden de Cocks Denkmäler nummeriert und stehen in den heiligen Hallen der Kunst, wahlweise der Museen oder der Galerien. Dabei treten sie entweder sanft und zurückhaltend auf, sodass der Besucher zunächst nicht bemerkt, dass er mit zeitgenössischer Kunst konfrontiert ist, oder sie zerfurchen und zergliedern bestehende Raumstrukturen und schaffen so eine völlig neue Umgebung.

Das Material, mit dem Jan de Cock arbeitet, ist oberflächenbehandeltes Holz, das er auf- und übereinanderschichtet und räumlich so zusammensetzt, dass sich der Blick des Betrachters in Nischen und Boxen verliert und seinen Blick immer wieder nachschärfen muss. Jan de Cocks strenges, geometrisches Formenvokabular entspricht auch der perfekten Verarbeitung der immer nur temporär angelegten Skulpturen. Als eine seiner frühesten Außenarbeiten wurde in San Sebastian erstmals auch die Materialität seines Hauptwerkstoffs (Spanplatten) auf die Probe gestellt. Der Künstler beschichtete die Platten mit unterschiedlichen Naturharzlacken, denen er zusätzlich Farbe beimischte. Am Ende eines jeden Werkprozesses werden die Denkmäler fotografiert, wobei dies weniger einem dokumentarischen Zweck als vielmehr der Abrundung seiner Raumidee dient. Dabei werden Dynamik und Dreidimensionalität suggeriert, die sich vom Konzept her an M.C. Escher anlehnen. Auch das immer wiederkehrende Motiv der offenen Boxen, die wie Nischen funktionieren, findet seine kunsthistorische Referenz: Wie Giotto in der berühmten Kapelle von Scrovegni das Leben Jesu in einzelne Rahmen und Raster setzt, so lässt Jan de Cock seine Ikone Raum ebenfalls gerastert oder in Nischenform erscheinen.

Der Betrachter ist somit angehalten, sich kontemplativ mit dem Gezeigten/ Nichtgezeigten auseinanderzusetzen oder wie Jan de Cock selbst formuliert: »Ich will nicht, dass der Betrachter meine Werke versteht. Ich verlange einfach nur, dass er sie sieht und spürt.«

Jan de Cock

geboren 1976 in Brüssel, lebt und arbeitet in Brüssel

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 2006 Galería Helga de Alvear, Madrid
  • 2005 Denkmal 53, Tate Modern, London
  • 2005 Denkmal 7, Schirn Kunsthalle, Frankfurt/M
  • 2003 Denkmal 3, Engholm Engelhorn Galerie, Wien
  • 2002 Galerie Fons Welters, Amsterdam

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 2004 Denkmal 2, Astillero Ascorreta 2, Pasajes San Pedro, San Sebastian
  • 2003 Jeune Peinture Belge, Palais des Beaux-Arts, Brüssel
  • 2002 Galerie Fons Welters, Amsterdam
  • 2001 Randschade/ Collateral Damage Fig.5, Watou, Belgien

Fotos

© Jan de Cock


verfasst von

Stefan Tasch

Studium der Kunstgeschichte in Wien und Edinburgh, arbeitet als freier Kurator

Erschienen in

Zuschnitt 21
Schutz S(ch)ichten

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Zuschnitt 21 - Schutz S(ch)ichten