Daten zum Objekt
Standort
Haid/AT Google Maps
Bauherr:in
Landes-Immobilien GmbH OÖ, Linz/AT, www.ligooe.at
Architektur
Raimund Dickinger, Vorchdorf/ATMario Ramoni, Innsbruck/AT
Holzbau
Graf-Holztechnik GmbH, Loosdorf/AT, www.graf-holztechnik.at
Fertigstellung
2011
Typologie
Impulsgeber
Der Erweiterungsbau der Gartenbauschule Ritzlhof in Haid war von seiner Bauherrschaft, dem Land Oberösterreich, als Impulsgeber für den Schulbau, das Bauen für die Landwirtschaft und nicht zuletzt für den Holzbau gedacht. Das von den Architekten Raimund Dickinger und Mario Ramoni infolge eines gewonnenen Architekturwettbewerbs entwickelte Gebäude gibt der Schule tatsächlich in mehr als einer Hinsicht völlig neuen Raum. Im Anschluss an den historischen, denkmalgeschützten Ritzlhof behutsam in das hügelige Gelände gefügt, bringt der Neubau den pädagogischen Sinneswandel, in dessen Dienst er steht, deutlich zum Ausdruck. Wo früher Symmetrie und Strenge die Architektur prägten, stehen heute Offenheit und ein starkes ökologisches Bewusstsein im Vordergrund.
Neuer Zugang zur Schule
Da der Haupteingang der gesamten Anlage in den Neubau verlegt wurde, tritt der Ritzlhof den Ankommenden nun als breiter eingeschossiger Körper entgegen, dessen erdberührte Teile aus Beton gefertigt sind, die Konstruktion darüber ist aus Holz. Unter einem Dachvorsprung geschützt liegt an der Nordwestecke des Erweiterungsbaus der geräumige Windfang. Dahinter öffnet sich in gleicher Breite eine Aula, durchmisst die gesamte Tiefe des Hauses, kreuzt dabei den unterirdischen Verbindungsgang zu den beiden historischen Trakten und führt am anderen Ende des Hauses über eine Stiegenanlage wieder hinaus ins Gelände. Zur rechten Hand erweitert die ein wenig tiefer liegende Zentralgarderobe, von runden Lichtkuppeln erhellt, den Raum. Auf ihrer linken Seite öffnet sich die Aula zum Mehrzweck-Turnsaal, der in seiner ganzen Länge von einem Atriumhof flankiert wird. Über dieses um Geschosshöhe ins Gelände versenkte, gläsern gefasste Volumen werden die Erschließungsflächen der Schule großzügig mit Tageslicht erhellt. Die Unterrichtsräume sind an drei Seiten um die lichte Mitte des Neubaus gruppiert; die Gänge öffnen sich an ihren jeweiligen Enden ins Freie.
Holzbau mit Vorbildcharakter
Die Klassenzimmer und Seminarräume werden von ihrem starken Außenraumbezug geprägt. Dickinger und Ramoni zeigen den konstruktiven Holzbau als feingliedrige, additive Technologie, die hohen Planungsaufwand und Ausführungsdisziplin erfordert, diese aber mit feinen Details belohnt. Die äußere Fassade des Erweiterungsbaus ist als eigenständiges Tragwerk, unabhängig von der Konstruktion der Massivholzdecke, ausgeführt. Ihre tiefen, niedrigen Parapete laden dazu ein, sich niederzulassen und in den Himmel zu schauen. Die Raumtrennung zwischen den Unterrichtsräumen und den Gängen wiederum wird von türstockhohen Kästen gebildet; die darüberliegenden Glasbänder sorgen dafür, dass das gesamte Gebäude als fließendes Ganzes spürbar bleibt. Der Werkstoff Holz ist überall – nicht nur in der Konstruktion, sondern auch in ihren Bekleidungen – präsent, was den inhaltlichen Schwerpunkt der Schule unterstreicht.
Es geht auch ohne Vandalismus
Franz Zobel, der Direktor des Ritzlhofes, ist davon überzeugt, dass die Nutzerinnen und Nutzer der Räume von den guten bauphysikalischen Eigenschaften des Holzes profitieren: »Man fühlt sich in den Räumen einfach wohl.« Auch als Tagungsort sei die Schule wegen ihrer beruhigenden Atmosphäre sehr beliebt. Die Qualität der Ausführung macht sich nicht zuletzt in niedrigen Wartungskosten bezahlt. Vandalismus ist im Ritzlhof kein Thema: Doch selbst wenn einmal etwas passieren sollte, so Direktor Zobel, wäre die Reparatur eines Schadens im kleinteilig zusammengesetzten Holz keine große Sache.