Daten zum Objekt
Standort
Augsburg/DE Google Maps
Bauherr:in
Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Augsburg GmbH, Augsburg/DE, www.wbg-augsburg.de
Architektur
Lattke Architekten, Augsburg/DE, www.lattkearchitekten.de
Statik
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, München/DE, www.bauart-ingenieure.de
Holzbau
Gumpp & Maier GmbH, Binswangen/DE, www.gumpp-maier.de
Fertigstellung
2012
Typologie
Ökobilanz eines modernisierten Wohngebäudes
Ungedämmte Außenwände, eine unzureichende Barrierefreiheit und ineffiziente Einzelöfen waren die Hauptgründe für die umfassende Modernisierung der beiden Wohngebäude aus den 1960er-Jahren. Zu den Vorgaben eines hierfür ausgelobten Architektenwettbewerbs zählte neben der Beseitigung dieser Mängel auch die Umsetzung aller Maßnahmen im bewohnten Zustand, um dadurch die bestehende Mieterstruktur möglichst wenig zu beeinträchtigen.
Im ausgewählten Entwurf des Augsburger Büros lattkearchitekten spielt Holz eine wesentliche Rolle: bei der neuen, zentralen Heizanlage mit Holzpellets ebenso wie bei den neuen Fassaden und verglasten Loggien aus vorgefertigten Holztafelbauelementen. Bauteile des in einem europäischen Forschungsprojekt entwickelten Systems TES EnergyFacade mit bereits eingebauten Fenstern, Wärmedämmungen und Oberflächenbekleidungen bringen nicht nur sehr gute Energiekennwerte und ein zeitgemäßes Erscheinungsbild mit sich, sondern ermöglichen auch eine auf ein Minimum reduzierte Bauzeit. Mit der Modernisierungsmaßnahme ist die Miete – im Rahmen des im geförderten Wohnungsbau Möglichen – zwar deutlich gestiegen, dafür liegen die Wohnqualität und die Höhe der Nebenkosten nun auf dem Niveau eines Neubaus.
Der Bauherr Mark Dominik Hoppe, Alleingeschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Augsburg, über die Wohnbausanierung in der Grüntenstraße.
»Holz ist nachhaltiger als jeder andere Baustoff und passt daher gut zu unserer von Nachhaltigkeitsgedanken geprägten Philosophie«
»Der Wohnungsbau in der Grüntenstraße ist unser erstes Gebäude, bei dem wir den Baustoff Holz in größerem Umfang einsetzten. In den letzten Jahrzehnten haben wir viele unserer Bestandsbauten modernisiert – üblicherweise mit Wärmedämmverbundsystem-Fassaden. Nun wollten wir eine nachhaltigere Alternative testen, um zu sehen, wie gut sie sich bewährt und für zukünftige Projekte eignet.
Obwohl wir als kommunale Wohnungsbaugesellschaft soziale Zwecke verfolgen, müssen auch wir wirtschaftlich arbeiten – anders als in der Privatwirtschaft sind wir jedoch nicht an festgelegte Amortisationszeiträume gebunden, innerhalb derer sich Modernisierungen rechnen müssen. Wir denken vielmehr in größeren Zyklen und sind so auch eher bereit, höhere Investitionskosten zu akzeptieren.
Im Vergleich zu unseren bisherigen Modernisierungsmaßnahmen verbuchten wir beim Projekt in der Grüntenstraße um insgesamt ca. 30 Prozent höhere Kosten, die durch die staatlichen Fördermittel des Modellvorhabens »e% – Energieeffizienter Wohnungsbau« gedämpft werden konnten. Etwa die Hälfte dieser Mehrausgaben entfiel dabei auf den Einsatz von Holz. Die vorgefertigten Holztafelbauelemente eröffneten uns aber auch vollkommen neue zeitliche Spielräume, was hier von besonderer Bedeutung war, schließlich sollte das Projekt im bewohnten Zustand modernisiert werden. Ziel war es, die Mieter durch die schnelle und saubere Montage der bis zu 13 Meter langen vorgefertigten Holzelemente für die Fassaden, Balkone und Loggien so gering wie möglich zu belasten.
Neubauten werden bei uns rechnerisch achtzig Jahre lang bewirtschaftet, die erste Vollmodernisierung steht in der Regel nach vierzig bis fünfzig Jahren an. Dennoch stellen wir uns schon heute die Frage, wie gut Konstruktionen und Wärmedämmungen recycelbar sind, wenn die nächste Modernisierung oder letztlich der Rückbau der Gebäude ansteht. Die bei diesem Projekt eingesetzten Holzelemente und die Zellulosefaserdämmung – beide aus nachwachsenden, CO2-neutralen Rohstoffen – bieten in dieser Hinsicht eine sehr gute Perspektive.
Holz ist nachhaltiger als jeder andere Baustoff und passt daher gut zu unserer von Nachhaltigkeitsgedanken geprägten Philosophie. Wir wollen in den nächsten Jahren jene Chancen, die das Bauen mit Holz bietet, weiter ausloten. Wer das ganze Potenzial und die Schwierigkeiten im Umgang mit Holz erkennen will, muss ganz bewusst mit Holz bauen. Aus diesem Grund planen wir ein Pilotprojekt in Holzbauweise, bei dem ein ganzheitlichökologisches Wohnkonzept für umweltbewusste Menschen verwirklicht werden soll.«
Ökobilanz
Betrachtungszeitraum: 50 Jahre für Gebäude ohne Betrieb
Holz Holzbauweise des realisierten Gebäudes, bei dem Holz für primäre Tragkonstruktion und zahlreiche andere Bauteile eingesetzt wurde
Standard Gebäude mit demselben Raumprogramm in Standardbauweise mit Bauprodukten weitgehend aus nicht nachwachsenden Rohstoffen (mineralisch, metallisch, synthetisch)
- Treibhauspotenzial: 4,07 kg CO2-equiv./m2NGFa
- abiotisches Ressourcenpotenzial: 0,02 kg Sb-equiv./m2NGFa
- Primärenergie, erneuerbar: 4,14 kWh/m2NGFa
- Primärenergie, nicht erneuerbar: 13,99 kWh/m2NGFa
- Berechnung Ökobilanz: Ascona Gesellschaft für ökologische Projekte, Karlsfeld bei München/D, www.koenig-holger.de
- nach folgenden Richtlinien: DIN 4108-6 und DIN 4701-10 (§ 9 – vereinfachtes Verfahren)
- Betrachtungszeitraum: 50 Jahre für Gebäude ohne Betrieb
- Baudatenbank: Ökobaudat, www.oekobaudat.de, 2011
Gebäudekennwerte
- Bruttogeschossfläche (BGF): 6.145 m2
- Bruttorauminhalt (BRI): 16.782 m3
- Heizwärmebedarf: 25,3 kWh/m2a
- Endenergiebedarf: 63,5 kWh/m2a
- Primärenergiebedarf: 16,0 kWh/m2a
- Stromerzeugung: Pelletheizung
Konstruktion
- Außenwand: Hochlochziegelwand (Bestand), vorgefertigte Holztafelbauelemente, 20 cm Zellulosefaser, Holzfaserplatte, Holzschalung
- Wandstärke: 72,8 cm
- U-Wert: 0,134 W/m2K
- Dach: Stahlbetondecke, 12 cm Dämmung -(Polyurethan), Bitumen-Dachabdichtung
- Dachaufbau 30 cm
- U-Wert: 0,338 W/m2K
Quelle der Ökobilanzierung: Augsburg: Bauen mit Holz. Wege in die Zukunft, Hermann Kaufmann, Winfried Nerdinger (Hg.), München 2016, S. 29