Daten zum Objekt
Standort
Walliser Alpen/CH Google Maps
Bauherr:in
Swiss Alpine Club, Bern/CH
Architektur
ETH Studio Monte Rosa, Zürich/CHBearth & Deplazes Architekten AG, Chur/CH, www.bearth-deplazes.ch
Statik
WGG Schnetzer Puskas, Basel/CH, www.schnetzerpuskas.comMatterhorn Engineering, Zermatt/CH, www.me-bauing.chHolzbaubüro Reusser GmbH, Winterthur/CH, www.holzbaubuero.ch
Fertigstellung
2009
Typologie
Artifizielle Maserung
Seit mittlerweile 15 Jahren besteht die Professur für Architektur und Digitale Fabrikation von Fabio Gramazio und Matthias Kohler an der eth Zürich. In der Zeit der »Blob-Architektur« – die inzwischen wieder von der Bildfläche verschwunden ist – setzten Gramazio Kohler nicht auf den »digitalen Jugendstil«, wie es Kritiker einmal genannt haben, also auf den Ästhetizismus computergenerierter Formwelten, sondern auf die Verbindung von Handwerklichkeit und avancierter technischer Entwicklung. In diversen Versuchsanordnungen loten sie seither das Potenzial von robotischer Produktion aus. Doch beim Einsatz von Robotern stehen nicht künstliche Werkstoffe im Vordergrund, sondern klassische Baumaterialien: Ziegelsteine, Stahl, Stein, Holz. Auch beim Bau der Monte-Rosa-Hütte des Schweizerischen Alpenclubs, entworfen vom ETH-Kollegen Andrea Deplazes, wurden Gramazio Kohler hinzugezogen. Außen mit Blech verkleidet, besteht die auf knapp 3.000 Metern stehende und 2009 eingeweihte Hütte aus einer präfabrizierten und per Helikopter auf den Bauplatz verfrachteten Holzkonstruktion.
Die Vorfertigung der Elemente erfolgte bei der Holzbaufirma Blumer-Lehmann in Gossau im Ostschweizer Kanton St. Gallen. Die computergesteuerten Abbundmaschinen sägen die Balken, winkeln sie ab, schlitzen und bohren. Angesichts dieser vollautomatischen Prozesse, so erkannten Gramazio Kohler, ließ sich problemlos ein weiterer Datensatz hinzufügen – zwecks Oberflächenbearbeitung durch eine CNC-Fräse. Ornament ist, anders als das Adolf Loos ein Jahrhundert zuvor behauptete, nicht Verschwendung oder Dekadenz, sondern ein zusätzlich aktivierbares Potenzial. Balken müssen ohnehin zugeschnitten werden – dann können sie auch so ausgefräst werden, dass sich ein dreidimensionales Moiré-Muster ergibt wie bei der Außenhaut des 2009 fertiggestellten Hauses in Riedikon. Man kann sich an Baumringe erinnert fühlen oder an Schnitzereien in historischen Gasträumen – Gramazio Kohler sprechen von Kraftfeldern. Ornament ist seit langem ein Thema in ihren Arbeiten. Gramazio Kohler sehen es gewissermaßen als einen Layer, den die digitale Fabrikation zusätzlich – aber ohne zusätzlichen Aufwand – möglich macht.