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Abu Bakr Siddiq Moschee in Cambridge

erschienen in
Zuschnitt 72 Das Ornament, Dezember 2018

Daten zum Objekt

Standort

Cambridge/UK Google Maps

Bauherr:in

The Muslim Academic Trust, London/UK

Architektur

Marks Barfield Architects, London/UK, www.marksbarfield.com

Statik

sjb Kempter Fitze AG, Herisau/CH, www.sjb.ch

Holzbau

Blumer-Lehmann AG, Gossau/CH, www.blumer-lehmann.ch

Digitale Planung

Design-to-Production GmbH, Erlenbach/CH, www.designtoproduction.com

Fertigstellung

2019

Typologie

Sakralbauten

Digitale Gotik

Die neue Abu Bakr Siddiq Moschee für rund tausend Gläubige im britischen Cambridge stammt von Marks Barfield Architects aus London, bekannt unter anderem für die Planung des statisch innovativen Riesenrads London Eye. Grundelement des Moschee-Entwurfs ist eine komplexe Holzkonstruktion: Der zentrale Gebetsraum wird von einem stabförmigen Holztragwerk überspannt, das sich zu einem komplex-ornamentalen Muster fügt. »Die Grundidee war die eines Baumhains«, sagt Architektin Julia Barfield. »Die Natur ist ein verbindendes Element zwischen westlicher und islamischer Kultur. Der Raum soll zur Kontemplation einladen.« Um diesen Effekt zu erreichen, lassen sie das Licht durch runde Deckenöffnungen durch die Tragstruktur in den Raum fallen.

Ziel sei es gewesen, eine britische Moschee für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Lokales Vorbild war die Kapelle des King’s College, Cambridge, mit seinem gotischen Fächergewölbe. »Daher haben wir zuerst auch an Mauerwerk gedacht«, so Barfield. »Das hätte aber bedeutet, dass nur die Stützen tragend gewesen wären und alles Ornamentale nur Dekoration. Also haben wir uns für Holz entschieden« – für ein Holztragwerk, das ein ornamentales Muster formt, für Holz nicht zuletzt auch, weil die Auftraggeber explizit auf Nachhaltigkeit setzten und die Moschee als »eco-mosque« bewerben.

Das Grundelement der Geometrie bildet ein achteckiger Stern, unter dem Begriff »Atem des Barmherzigen« (al-nafas al-rahman) eine traditionelle Figur in der islamischen Architektur. Dieses Muster sei aber kein reines Bild, sondern von Anfang an strukturell gedacht, betont Julia Barfield.

Entwickelt wurde der »Baumhain« mit einem Schweizer Team: dem Holzbauunternehmen Blumer-Lehmann AG, den Ingenieuren SJB Kempter Fitze AG, die schon ähnliche Konstruktionen für Shigeru Ban berechnet hatten, sowie Design-to-Production, die das digitale Modell erstellten. Insgesamt 2.746 freigeformte Holzelemente wurden vorgefertigt und vor Ort montiert. Statisch sind die einzelnen Teile unterschiedlich belastet, manche davon haben eine rein optische Funktion, so Johannes Kuhnen von Design-to-Production. Die Eröffnung der Moschee ist für Frühjahr 2019 anvisiert.


verfasst von

Maik Novotny

ist Architekturjournalist und schreibt regelmäßig für die Tageszeitung Der Standard, die Wochenzeitung Falter sowie für Fachmedien über Architektur, Stadtentwicklung und Design.
www.maiknovotny.com

Erschienen in

Zuschnitt 72
Das Ornament

Ein Ornament ist ein sich meist wiederholendes, oft abstraktes Muster mit symbolischer Funktion. Ist Holz nicht an sich schon ornamental? Man schaue sich nur die Maserungen an und bedenke, in welches andere Material man so leicht jegliches Muster fräsen kann. Im Bundwerk sind die einzelnen Balken so kunstvoll miteinander verwoben, dass die Konstruktion selbst zum Ornament wird. Wir machen uns auf die Suche nach dem Ornament im Holz.

8,00 €

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Zuschnitt 72 - Das Ornament