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Die Österreichische Holzinitiative – Mehr Holzbau für Klima und Wald
Wald – Holz – Klima

erschienen in
Zuschnitt 81 Knoten und Verbindungen, Juni 2021

Mit dem Waldfondsgesetz wurde im Juli 2020 im österreichischen Nationalrat eines der größten Zukunftspakete für die heimischen Wälder geschnürt. Die Investitionen umfassen zehn Maßnahmenbereiche und ein Gesamtvolumen von 350 Millionen Euro – davon sind 60 Millionen für die Holzinitiative reserviert.

Österreichs Wälder entwickeln sich positiv. Waldfläche und Holzvorrat wachsen stetig. Doch der Klimawandel und dessen Auswirkungen machen sich deutlich bemerkbar und gefährden die Bestände zunehmend in ihrer Struktur. Extremwetterverhältnisse, Trockenheit und Schädlingsbefall führen zu hohen Schadholzmengen: 2020 waren es rund 53 Prozent der gesamten österreichischen Holzernte. Die enormen Ausfälle der letzten Jahre haben die Notwendigkeit unterstützender Maßnahmen zur aktiven Gestaltung eines zukunftsträchtigen Waldes drastisch verdeutlicht.

Mit dem Waldfonds wurde damit die konkrete Umsetzung auf den Weg gebracht. Das Paket umfasst zehn aufeinander abgestimmte Maßnahmen (für die Forst- und Holzwirtschaft) zur Entwicklung klimafitter Wälder, der Förderung von Biodiversität im Wald und einer verstärkten Verwendung des Rohstoffs Holz als Beitrag zum Klimaschutz. Als Teil der Holzinitiative setzt die neunte der zehn Maßnahmen dazu Impulse auf mehreren Ebenen: Rund 60 Millionen Euro stehen zur Forcierung des Holzeinsatzes, für Projekte durch die öffentliche Hand im Bereich ihrer eigenen Bauvorhaben, für Forschungsförderung und die gezielte Wissensvermittlung an Universitäten zur Verfügung. Ziel ist, wesentliche Voraussetzungen für mehr Holzbau im Sinne einer langfristigen CO2-Bindung und zur Substitution CO2-intensiver Baustoffe zu schaffen.

Holz macht Bauen klimafreundlich

Jeder verbaute Kubikmeter Holz hält eine Tonne CO2 unter Verschluss und senkt damit die CO2-Belastung für lange Zeit. Ein möglichst langfristiger Einsatz von Holz – allem voran das Bauen mit Holz – ergibt daher Sinn. Während die Kohlenstoffspeicherung in Holzbauten aufrechterhalten wird, wächst der Wald wieder nach und bindet dort das Treibhausgas erneut. Neben der CO2-Senkenleistung ist vor allem die Einsparung durch den Substitutionseffekt von Bedeutung. Dieser Effekt tritt ein, wenn Holzprodukte andere Materialien ersetzen. Dadurch werden in Österreich jährlich acht Millionen Tonnen CO2-Ausstoß vermieden, das entspricht den jährlichen CO2-Emissionen aller zugelassenen Personenkraftwagen oder 10 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich. Dieser Effekt lässt sich durch verstärkte Holzverwendung noch deutlich steigern. Große Potenziale dafür liegen insbesondere im mehrgeschossigen Wohnbau und im öffentlichen Bau. Durch neue Technologien und Bauweisen konnte der Holzbau in den letzten Jahren schon erhebliche Zuwächse erzielen. Der Baustoff Holz hält vielfältige Lösungen bereit, um als einer der größten Hebel für den Klimaschutz zu wirken.

Eine aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung und ein nachhaltiger Einsatz von Holz sind im Sinne des Klimaschutzes unerlässlich, denn der immer schneller voranschreitende menschenverursachte Klimawandel setzt den Wald und seine Anpassungsfähigkeit zunehmend unter Druck. Der Waldfonds ist eine Investition, um den komplexen Herausforderungen an den Wald entgegenzuwirken – eine Investition in den Wald als Lebens- und Erholungsraum, in die Wertschöpfungskette, die Allgemeinheit und die nächsten Generationen – für einen gesunden und klimafitten Wald.

350 Millionen Euro – zehn Maßnahmen – vier Jahre

Zehn Maßnahmen

1    Wiederaufforstung nach Schadensereignissen
2    Errichtung klimafitter Wälder
3    Abgeltung von durch den Klimawandel verursachten Borkenkäferschäden
4    Errichtung von Lagerstätten für Schadholz
5    Mechanische Entrindung als Forstschutzmaßnahme
6    Sicherstellung der Waldbrandprävention und bekämpfung
7    Forschungsanlage zur Herstellung von Holzgas und Biotreibstoffen
8    Forschungsschwerpunkt „klimafitte Wälder“
9    Verstärkte Verwendung des Rohstoffs Holz – Holzinitiative
10    Stärkung, Erhalt und Förderung der Biodiversität im Wald

Laufzeit und Einreichung

Förderungen können binnen zwei Jahren ab Inkrafttreten der jeweiligen Maßnahme bzw. ab Öffnung zur Antragstellung genehmigt und binnen vier Jahren ausbezahlt werden. Anträge für die Maßnahmen 1 bis 6 sowie 8 können seit 1. Februar 2021 eingebracht werden – die Förderabwicklung für die Maßnahmen 7 und 9 startet mit einem ersten Call im Sommer 2021, weitere Calls werden bis 2022 folgen. Die Abwicklung der Maßnahme 10 ist derzeit noch in Umsetzung.

Maßnahme 9: Holzinitiative

Die Maßnahme 9 hält rund 60 Millionen Euro an Mitteln bereit. Die Ausschreibungen dazu erfolgen über themenspezifische Calls und werden projektbezogen durch das BMLRT, die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) oder die Kommunalkredit Public Consulting (KPC) abgewickelt. Fördergegenstände dieser Maßnahme sind:
 

Die Wissensvermittlung zur Forcierung des Holzeinsatzes

Sie dient der Bewusstseinsbildung zum Thema Bauen mit Holz und Maßnahmen zur Forcierung der Verwendung von Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Gefördert werden bis zu 100 Prozent der Kosten.
Forschungsabwicklung: BMLRT
 

Die Forschungsförderung

Sie umfasst Forschungsmaßnahmen zur Verwendung von Holz im Bauwesen: Hier werden 100 Prozent der Kosten bei Grundlagenforschung, 50 Prozent bei angewandter Forschung und 25 Prozent bei experimentellen Entwicklungen gefördert. Forschungsabwicklung: FFG
 

der CO2-Bonus

Diese Maßnahme dient der Förderung zur vermehrten Verwendung von Holz als Grund-, Werk- und Baustoff.
Für den CO2-Bonus stehen insgesamt 20 Millionen Euro zur Verfügung. Gefördert wird die Errichtung von Neubauten, Zu- und Ausbauten im mehrgeschossigen Wohnbau und von Gebäuden für öffentliche Zwecke in Holzbauweise mit einem hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen aus nachhaltiger Bewirtschaftung. Für Unternehmen sind Förderungen bis maximal 200.000 Euro möglich, Antragstellungen ohne unternehmerische Eigenschaft können mit bis zu 500.000 Euro gefördert werden. In jedem Fall umfasst die mögliche Förderung maximal 50 Prozent der anrechenbaren Gesamtbaukosten.
Förderabwicklung: KPC

Die Gewinnung des Rohstoffs Holz (Hölzer mit PEFC- oder FCS-Zertifizierung) für in dieser Kategorie geförderte Projekte darf maximal 500 km im Umkreis des Errichtungsstandorts erfolgen. Die Höhe der Förderung wird anhand der Menge des verbauten Holzes mit 1,– Euro je kg berechnet. Werden neben Holz auch noch andere nachwachsende Rohstoffe zur Dämmung verwendet, ist sogar eine Förderung von 1,10 Euro je kg verbautem Holz möglich. Die Förderung erfolgt in Form nicht rückzahlbarer Zuschüsse zu den anrechenbaren Investitionskosten. Es können natürliche und juristische Personen einschließlich Gebietskörperschaften wie Bund, Länder und Gemeinden ihre beabsichtigten Projekte einreichen.


Weiterführende Informationen, Aktuelles zu Calls sowie Antragstellungen:

Quellen:


verfasst von

Christina Simmel

leitende Redakteurin der Zeitschrift Zuschnitt

Erschienen in

Zuschnitt 81
Knoten und Verbindungen

Bauen mit Holz heißt Verbindungen schaffen. In diesem Zuschnitt zeigen wir, auf welch vielfältige und teils unerwartete Weise sich Holz fügen lässt und warum Knoten mehr sind als der bloße Zusammenschluss einzelner Teile.

8,00 €

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Zuschnitt 81 - Knoten und Verbindungen