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Rehab Basel - Rehabilitationsklinik

erschienen in
Zuschnitt 84 Gesundheitsbauten in Holz, März 2022

Daten zum Objekt

Standort

Basel/CH Google Maps

Bauherr:in

Rehab Basel, Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie, Basel/CH, www.rehab.ch

Architektur

Herzog & de Meuron, Basel/CH, www.herzogdemeuron.com

Statik

Blumer-Lehmann AG, Gossau/CH, www.blumer-lehmann.ch

Holzbau

Blumer-Lehmann AG, Gossau/CH, www.blumer-lehmann.ch

Fertigstellung

2020

Pflegen, anpassen, ergänzen

Vor über zwanzig Jahren machte das Rehab Basel von sich reden, eine Rehabilitationsklinik für Querschnittgelähmte und Hirn­verletzte am Rande der Stadt. 80 auf 120 Meter groß und zwei ­Geschosse flach ist es in die Landschaft eingebettet. Ein „Schleier“ aus Eichen­­stäben mit funkelnden „Acrylglasperlen“ dazwischen umhüllt es, ein filigraner Dachüberstand schließt es nach oben hin ab. Darüber leuchten am Abend die halbkugelförmigen Oberlichter der Patien­tenzimmer wie große Seifenblasen und tragen „die Welt“ vor die Augen der darunter Liegenden – Spiegelungen von Himmel, Mond und Gräsern auf dem Dach. Für viele war die Botschaft ­damals: Stars wie Herzog & de Meuron können auch menschlich bauen – sogar ein Krankenhaus.

Im Inneren des Rehab sorgen fünf Höfe für Orientierung, Glas für Transparenz und Holz für freundliche Stimmung. Zehn Höfe holen Licht herein, die fünf größeren helfen bei der Orientierung: Hier ist der Birkenhof, dort der Wasserhof, aus einem weiteren ragt das schwarze Spitzdach des Badehauses hervor. Die Höfe schaffen Sichtbezüge, auch über die Geschosse hinweg. Nach außen sorgt der „Holz-Perlen-Schleier“ vor den Fenstern für Privatheit, erlaubt jedoch auch die Teilhabe am Leben draußen. „So unterstützt die Architektur das schrittweise Zurückfinden in die Normalität“, sagt Katrin Burow, Leiterin Kommunikation des Rehab. All diese Erfindungen machten das Gebäude international zu einem Vorbild. Noch immer gibt es regelmäßig Führungen. Expert:innen aus den Bereichen Planung und Medizin sowie der Behörden – alle wollen vom Holzspital in Basel lernen.

Die Rehab ist gut gealtert. Manche der Holzfassaden sind mittlerweile schwarz, andere noch immer hell. Zwischen den ergrauten Eichenstäben stechen einzelne hervor, die ersetzt wurden – auch das ist Inklusion. Die Anzahl der Patient:innen ist inzwischen um ein Drittel höher, die Zahl des Pflegepersonals sogar um mehr als die Hälfte. Das bringt bauliche Anpassungen mit sich, die noch immer die Basler Architekten planen. Sie vergrößerten zum Beispiel eine Stationsapotheke, organisierten das Bistro um, ­erneuerten Bodenbeläge oder Sonnenstoren.

Der bisher größte Eingriff findet sich auf dem Dach, fällt jedoch kaum als neuer Gebäudeteil auf. Die dortige Tagesklinik für bis zu 15 Patient:innen lag vorher im Erdgeschoss und musste einer neuen Station weichen. Anstelle einer Dachterrasse befindet sich hier nun ein 280 m2 großer, leichter Pavillon. In vier miteinander verbundenen Räumen ruhen die Patient:innen auf Liegen, stehen an der Kochinsel, sitzen am großen Tisch oder auf dem Sofa. Die westliche Veranda ist so breit, dass Betten oder Liegen hinausgeschoben werden können. Hier wähnt man sich eher in einem Wellnesshotel als in einer Rehaklinik, was wohl auch dem vorherrschenden Holz geschuldet ist: Das Parkett und die Dreischichtplattenwände samt Einbaumöbeln sind aus Eiche, die abgehängte Decke ist aus Lärche. Schöne Details wie Schrankgriffe aus Leder zeugen vom Vertrauen der Bauherrschaft gegenüber den Planenden. Nach außen hin sind alle Innenräume verglast. Erst am Rand der Veranda markiert eine Reihe dünner Holzstützen das Ende des Raums. Die Position der wenigen Stahlstützen gab das Geschoss darunter vor. Sie tragen Holzleimbinder, zwischen denen sich 14 Meter lange Holzkastenelemente spannen. Einbauten in der Mitte des Pavillons aus Dreischichtplatten und Einbaumöbeln aus Eiche nehmen die Stationsleitung, die Umkleide und das ­Lager auf. Sie tragen nicht. Nähme man sie weg, hätte man eine große gläserne Halle.

Herzog & de Meuron haben derzeit vier weitere Krankenhäuser in Planung oder Bau: in Basel, Zürich, im dänischen Hillerød und in San Francisco. Einiges an den Entwürfen zeigt, dass die Architekten von ihrem ersten Spital, dem Rehab, gelernt haben.


verfasst von

Axel Simon

  • geboren 1966 in Düsseldorf
  • Studium der Architektur in Düsseldorf und Berlin sowie Geschichte und Theorie der Architektur in Zürich
  • Arbeit als Architekt in Düsseldorf, Berlin und Freiburg
  • 1999 – 2004 Assistent von Axel Fickert, Peter Märkli und Markus Peter an der ETH Zürich
  • seit 2000 freier Architekturkritiker in der Schweiz und im europäischen Ausland
  • seit 2004 Schweizkorrespondent von A10, New European Architecture
  • Architekturkritiker und Redakteur der Zeitschrift Hochparterre

Erschienen in

Zuschnitt 84
Gesundheitsbauten in Holz

Was kann ein Gebäude aus Holz zu Genesung, Gesundheit und Wohlbefinden beitragen? Antworten darauf finden Sie in diesem Zuschnitt.

8,00 €

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Zuschnitt 84 - Gesundheitsbauten in Holz