Es müssen nicht immer die Malediven sein, wenn man Entspannung auf einer Insel sucht. Das dazugehörige „Feeling“ haben auch Wien und Helsinki zu bieten. Viele Städte auf dem Festland können mittlerweile mit einem Eiland zur Erholung aufwarten, ganz ohne lange Anreise. In Paris beispielsweise endet diese bereits mit dem Warten am Bahngleis – die Erholung ist dennoch groß.
Schwimmende Gärten in Wien
Der Donaukanal ist ein beliebter Freizeit- und Aufenthaltsraum mitten im pulsierenden Treiben Wiens. Die Lokale an seinen Ufern sind ein Anziehungspunkt für Jung und Alt, um abends oder am Wochenende in Strandatmosphäre am Wasser auszuspannen. Mit der Erschließung der historischen Kaiserbadschleuse wurde ein weiteres Highlight am Kanalufer geschaffen, die Schwimmenden Gärten.
Der neue Hybrid aus Platz und Park erstreckt sich vom rechten Ufer über zwei Brückenkonstruktionen bis zur fest im Donaukanal verankerten Betoninsel, der einstigen Kaiserbadschleuse. Allein diese Lage sorgt für Urlaubsstimmung – und wohl auch ein wenig der Name. Ursprünglich wurde die Schleuse für die Schiffbarmachung des Gewässers errichtet, das namensgebende Kaiserbad aufgelassen, die Schleuse jedoch nie in Betrieb genommen.
Für die Gestaltung der 2020 auf der denkmalgeschützten Kaiserbadschleuse errichteten Erholungsfläche zeichnet das Büro Carla Lo Landschaftsarchitektur verantwortlich. Eine topografisch modellierte Landschaft aus Lärchenholz prägt das Erscheinungsbild und verleiht den Schwimmenden Gärten Wohlfühlcharakter. Reichlich Holz findet sich auch in der Bepflanzung der Stauden- und Gräserinseln: Felsenbirnen, japanische Blütenkirschen, Zieräpfel und Ulmen werden in den nächsten Jahren für ausreichend Schatten sorgen. Die heute noch etwas kahl wirkende Anlage wird bald – üppig bewachsen – den hitzegeplagten Stadtbewohner:innen eine kühle Auszeit ermöglichen.
Für den verantwortlichen Holzbaubetrieb, die Georg Fessl GmbH, lag die Herausforderung in der Herstellung von zuverlässigen Verbindungen zwischen dem verwendeten Lärchenholz der Terrassendielen und der Unterkonstruktion aus Aluminium. Denn schließlich muss diese einem hohen Nutzungs- und somit Belastungsdruck standhalten. Doch das Unternehmen konnte bereits wichtige Erfahrungen bei der Umsetzung eines ähnlichen Projekts sammeln, bei der Wientalterrasse der Architekten Tillner & Willinger im 5. Gemeindebezirk neben der U4-Station Pilgramgasse. Dort war die Verwendung von Holz wegen der im Winter rutschigen Oberflächen heftig kritisiert worden. Trotzdem setzte die Stadt Wien als Auftraggeberin auch bei den Schwimmenden Gärten auf den nachhaltigen Baustoff. Diesmal legte sie besonderen Wert darauf, das Holz in Österreich zu beschaffen. Die verarbeiteten 46,5 m3 Lärchenholz, davon 11,5 m3 für die Unterkonstruktion und 35 m3 für den Belag, kommen ausschließlich aus nachhaltiger und heimischer Forstwirtschaft. „In nur vier Wochen haben wir diese Menge an Holz, das sind etwa 31 Lärchen, zu Terrassenelementen verarbeitet“, berichtet Geschäftsführer Rene Zinner.
Transparente Brüstungen lassen Aussichten in alle Richtungen zu und schaffen Bezüge zum Wasser und zum denkmalgeschützten Otto Wagner Schützenhaus auf der anderen Uferseite. „Mit dem Schritt hinaus auf die Schleuseninsel wurde ein Sonnenplatz auf der schattigen Seite des Donaukanals geschaffen. Jede:r ist willkommen, kann sich hier aufhalten und einfach die Sonne oder den Blick aufs Wasser genießen“, erzählt Carla Lo, Inhaberin des gleichnamigen Ziviltechnikerbüros. Schließlich ist die Anlage öffentlich, barrierefrei zugänglich und konsumfrei nutzbar. So bilden die Schwimmenden Gärten eine grüne Insel, die zum Innehalten im Alltag einlädt.
Vorwiegend verwendetes Holz und Holzbehandlung:
Es wurde Lärche aus nachhaltiger und heimischer Forstwirtschaft, gehobelt und gefast, verwendet; sämtliche Oberflächen wurden mit Graffitischutz behandelt.
Urban Eco Island Vasikkasaari in Helsinki
Eine echte Insel wurde nahe der finnischen Hauptstadt Helsinki zum Paradies für naturverbundene Erholungssuchende. Für einen Tagesausflug auf Vasikkasaari, einer der Urban Eco Islands, muss man keine weite Anreise auf sich nehmen. Die Fähre vom Festland bringt Besucher:innen in rund 20 Minuten zur Insel, und dort finden sie ausschließlich Landschaft in ihrer Urform vor.
Die Aufgabe des finnischen Büros für Landschaftsarchitektur Nomaji war es, Eingriffe minimal zu halten und das empfindliche Ökosystem der Insel zu bewahren. Die Planungsinterventionen beschränkten sich auf die Schaffung eines Weges, der Besucher:innen an die wichtigsten Hotspots der Insel führt. An diesen wird durch minimalistisch gestaltete Elemente aus Holz dazu eingeladen, innezuhalten und den Blick auf das offene Meer oder auf die Silhouette Helsinkis zu genießen. Ganz im Sinne der Initiative wurden diese aus finnischem Holz gefertigt: Bänke, eine Terrasse und eine Hütte an jeweils einem Hotspot sind aus unverfälschtem finnischen Holz gefertigt. So können Besucher:innen ohne Ablenkung Kraft aus der Landschaft und den überwältigenden Ausblicken tanken.
Vorwiegend verwendetes Holz und Holzbehandlung:
Es wurde unbehandeltes Lärchenholz aus Finnland verwendet. Es gab keinerlei Oberflächenbehandlung oder Imprägnierung.
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La Petite Ceinture in Paris
Auch viel Wildnis, allerdings inmitten einer Metropole, findet man in der französischen Hauptstadt Paris. La Petite Ceinture ist eine aufgelassene Bahntrasse, die einstmals rund um die Stadt führte und viele Jahre gesperrt war. Der Natur überlassen, entwickelte sich auf der Brachfläche eine erstaunliche Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. 2018 entschloss sich die Pariser Stadtverwaltung, den Grünraum der Bevölkerung zugänglich zu machen, und beauftragte eine interdisziplinäre Gruppe namens Ceinturama mit der Aktivierung. Oberste Prämissen waren der Schutz und Erhalt des Artenreichtums sowie die Beschränkung auf sensibel ausgeführte Minimaleingriffe. Die Landschaftsarchitekt:innen des Büros Wagon Landscaping gestalteten gemeinsam mit Anrainer:innen den ersten Bahnabschnitt im 20. Arrondissement, den Platz „Rue de la Mare“.
Der große Garten entlang der Gleise erhielt als zentrales Element eine Holzterrasse, die als Geste aus der Vergangenheit an einen Bahnsteig erinnern soll. Doch statt auf eine Abreise zu warten, soll diese neue Plattform Möglichkeiten zum Verweilen und zu Treffen im Grünen schaffen. Die Terrasse aus naturbelassenem Holz wurde von den Planer:innen selbst errichtet, unter Beteiligung der interessierten Bevölkerung. Die Holzkonstruktion musste daher flexibel und einfach geplant sein. Schließlich sollte der Steg nicht nur selbst aufgebaut, sondern gegebenenfalls auch wieder abgetragen und versetzt werden können.
Vorwiegend verwendetes Holz und Holzbehandlung:
Zur Anwendung kam ausschließlich Douglasie, gehobelt und ungehobelt. Es wurde keinerlei Behandlung der Oberflächen vorgenommen.