Eine der wenigen ausdrücklich erwünschten Lesarten von „auf die schiefe Bahn geraten“ erlaubt der Radsport. Bis zu 45 Grad sind die Rennbahnen geneigt, die ab Ende des 19. Jahrhunderts in beinah jeder größeren europäischen Stadt entstanden und mehreren tausend Zuseher:innen Platz boten. Die beliebtesten Disziplinen sind bis heute der Sprint und sogenannte Steherrennen mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h.
Die einzige Radrennbahn Österreichs befand sich seit 1931 im Wiener Prater, ab 1976 auch überdacht und als Ferry-Dusika-Stadion allgemein bekannt. Zum Bedauern der Radfahrcommunity ließ die Wiener Stadtregierung das Stadion – das interimistisch auch als Flüchtlingsunterkunft fungierte – 2021 schließen und abtragen. Umso erfreulicher, dass das Unternehmen Schachermayer 2022 eine eigene Freiluftbahn in Linz eröffnete. Diese ist öffentlich zugänglich und nach einer entsprechenden Einschulung für Geschwindigkeitsinteressierte ab zwölf Jahren benutzbar. Aufgrund des geringeren Reibungswiderstands ist das bevorzugte Material für Radbahnen auch heute noch Holz.
Im Linzer Velodrom wurde hierfür auf 200 mal 6 Metern ausschließlich witterungsresistentes Accoya-Holz vernagelt – beste Vorausetzungen also, um Österreichs Cyclist:innen auf die schiefe Bahn zu bringen.