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Schwimmhalle der City of London Freemen’s School in Ashtead

erschienen in
Zuschnitt 89 Holz und Spiele, Juni 2023

Daten zum Objekt

Standort

Ashtead/UK Google Maps

Bauherr:in

City of London Corporation, London/UK, www.cityoflondon.gov.uk

Architektur

Hawkins\Brown, London/UK, www.hawkinsbrown.com

Statik

Eckersley O'Callaghan, London/UK, www.eocengineers.com

Holzbau

WIEHAG Holding GmbH, Altheim/AT, www.wiehag.com

Fertigstellung

2017

Mit Holz um Längen voraus

Das Schwimmbad der Freemen’s School in der englischen Grafschaft Surrey liegt in einem kleinen Waldgebiet am Rande eines Sportplatzes, und das Gebäude gleicht sich seiner Umgebung so gut an, dass man es beinahe übersieht. Selbst wenn man direkt davorsteht, wirkt es unauffällig – die Zinkverkleidung ist in einem gedeckten Braun gehalten, das sich im Farbton der umstehenden Eichenstämme wiederfindet.
Mit weniger Zurückhaltung ist der Innenraum inszeniert, hier ­dominiert auch klar das Material Holz. Beim Blick aus dem Foyer im ersten Stock hinunter in die Schwimmhalle auf die sechs Bahnen des 25 Meter langen, wettkampftauglichen Beckens zeigt sich die wahre Größe und Weite des dreigeschossigen Gebäudes. Die Rundumverglasung der Halle sorgt für eine gewisse Dramatik: Der so ermöglichte Panoramablick auf die umliegende Park- und Waldlandschaft verleiht dem Raum eine gewisse Ruhe, umso mächtiger tritt dadurch die Konstruktion in Erscheinung. Das Tragwerk besteht aus Portalrahmen aus Brettschichtholz mit biegesteifen Verbindungen in den Ecken und am First sowie aussteifenden Decken- und Wandscheiben aus Brettsperrholzplatten. An der Längsseite flankieren zwölf Stützen das Schwimmbecken, die Stirnseite wurde mit neun Stützen ausgeführt. Insgesamt wurden  125 m3 Brettschichtholz verarbeitet sowie 1.800 m2 Brettsperrholz für Wände und Dach. 

Die Planungs- und Bauzeit betrug insgesamt knapp ein Jahr. Alle konstruktiven Teile wurden vorgefertigt und konnten so in nur drei Wochen vor Ort gefügt werden. Die weiße Lasur wurde erst angebracht, nachdem der Rohbau fertiggestellt war, denn Architekt Adam Cossey vom Planungsteam von Hawkins\Brown befürchtete, dass das Holz sonst harzt. Diese weißen Sichtholzoberflächen sind es, die das Ambiente der Schwimmhalle warm und einladend halten. Darüber hinaus prägen die hellen Bodenfliesen, die aus akustischen Gründen zusätzlich eingesetzte Wandverkleidung aus Holzlamellen und vor allem die diagonal verlaufende Firstlinie den Raumeindruck maßgeblich.

Für Cossey war es wichtig, dem Holz innen so viel Raum wie möglich zu geben, auch weil das Schwimmbad in einer geschützten Waldfläche liegt. Es bedurfte sorgfältiger Planung, den richtigen Standort für das Gebäude mit einer Grundfläche von 2.500 m2 zu finden und dabei die Anzahl der zu fällenden Bäume so gering wie möglich zu halten. Das 2017 fertiggestellte Projekt fügt sich jedenfalls sanft in den Kontext ein.

Das Freemen’s-Schwimmbad behauptet sich mit eigenständigem Charakter innerhalb der historisch geprägten Wälder und erscheint selbst als Kontemplation der Kontraste: innen das weiße Holz, außen die dunkelbraune Zinkverkleidung. Beides verweist auf ­seine Art auf die im Schatten liegenden Bäume, die das Gebäude umgeben.


verfasst von

Oliver Lowenstein

ist Chefredakteur von Fourth Door Review, einem britischen Kultur- und Öko­logiemagazin. www.fourthdoor.co.uk

Erschienen in

Zuschnitt 89
Holz und Spiele

Velodrom, Dreifachturnhalle, Kegelbahn – in diesem Zuschnitt dreht sich alles um das Bauen für den Sport.

8,00 €

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Zuschnitt 89 - Holz und Spiele