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People’s Pavilion in Eindhoven

erschienen in
Zuschnitt 88 Reuse und Recycling, März 2023

Daten zum Objekt

Standort

Eindhoven/NE Google Maps

Bauherr:in

Gemeinde Mont-Vully, Mont-Vully/CH, www.mont-vully.ch

Architektur

bureau SLA, Amsterdam/NL, www.bureausla.nlOvertreders W, Amsterdam/NL, www.overtreders-w.nl

Statik

Arup Group Limited, London/UK, www.arup.com

Holzbau

Rubner Holzbau, Ober-Grafendorf/AT, www.rubner.com

Fertigstellung

2017

Ein Festivalzentrum als Leihgabe

Anlässlich der jährlich in Eindhoven stattfindenden Dutch Design Week wurden das Bureau SLA und Overtreders W von der niederländischen Designstiftung mit dem Entwurf eines temporären Veranstaltungspavillons für das Jahr 2017 beauftragt. Die Vorgabe an die Architekturbüros war, er sollte „so nachhaltig wie möglich“ ausfallen. Dem vermeintlichen Widerspruch zwischen Nachhaltig­keit und der Nutzungsdauer von nur neun Tagen begegneten die Architekt:innen mit einem Entwurf, dessen Materialien ausschließlich ausgeliehen wurden. Interessierte Bürger:innen Eindhovens stellten Material zur Verfügung, das nach der kurzen Nutzungsphase zerstörungsfrei demontiert und wieder retourniert wurde.

Die Grundstruktur, bestehend aus zwölf 7 Meter hohen Betonpfeilern sowie 19 Kiefernholzrahmen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Arup entwickelt. Um die geliehenen ­Elemente nicht zu beschädigen, wurde auf gängige Verbindungstechniken wie Verschrauben, Verleimen, Bohren und Sägen verzichtet. Stattdessen kamen Stahlbänder zum Einsatz, die die Holzbalken zusammenhielten, die wiederum mittels 350 Spanngurten mit den Betonpfeilern zu einer 250 m2 großen Konstruk­tion verbunden wurden. Stahlstäbe aus einem abgerissenen ­Bürogebäude dienten zur Aussteifung. Da die Verwendung von Bändern und Spanngurten laut Planer:innen in keinem Berechnungsprogramm enthalten ist, führten sie Berechnungen und Versuchsreihen für das unkonventionelle System mit der Technischen Universität Eindhoven durch.

Nicht nur die Tragstruktur, auch die Fassadenelemente, das Glasdach, das Podium, die Bar sowie die Beleuchtung, das Heizsystem und die Inneneinrichtung wurden nach der Design Week retourniert oder kamen – wie etwa die Glasfassade – in darauffolgenden Bauprojekten erneut zum Einsatz. Die bunten Fassadenschuppen im oberen Bereich, „Pretty Plastic Tiles“ genannt, bestehen aus recyceltem Kunststoff-Haushaltsmüll und wurden nach der Demontage unter jenen verteilt, die den Abfall ursprünglich gesammelt hatten. Der People’s Pavilion ist ein kleines, aber vorbildhaftes Beispiel für ein zu 100 Prozent kreislauffähiges Gebäude, bei ­dessen Errichtung, Betrieb und Rückbau keinerlei Baumaterial verlorenging.


verfasst von

Linda Lackner

studierte Architektur an der TU Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien, forscht und publiziert zu Themen der Architektur und Stadtplanung, von 2019 bis 2023 war sie Redakteurin der Zeitschrift Zuschnitt.

Erschienen in

Zuschnitt 88
Reuse und Recycling

Wiederverwendung und Verwertung von Bauteilen und ­Baustoffen, ergänzt durch den Einsatz nachhaltiger Materialien, stehen für eine neue Praxis in der Architektur.

8,00 €

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Zuschnitt 88 - Reuse und Recycling