Daten zum Objekt
Standort
Eindhoven/NE Google Maps
Bauherr:in
Gemeinde Mont-Vully, Mont-Vully/CH, www.mont-vully.ch
Architektur
bureau SLA, Amsterdam/NL, www.bureausla.nlOvertreders W, Amsterdam/NL, www.overtreders-w.nl
Statik
Arup Group Limited, London/UK, www.arup.com
Holzbau
Rubner Holzbau, Ober-Grafendorf/AT, www.rubner.com
Fertigstellung
2017
Typologie
Ein Festivalzentrum als Leihgabe
Anlässlich der jährlich in Eindhoven stattfindenden Dutch Design Week wurden das Bureau SLA und Overtreders W von der niederländischen Designstiftung mit dem Entwurf eines temporären Veranstaltungspavillons für das Jahr 2017 beauftragt. Die Vorgabe an die Architekturbüros war, er sollte „so nachhaltig wie möglich“ ausfallen. Dem vermeintlichen Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit und der Nutzungsdauer von nur neun Tagen begegneten die Architekt:innen mit einem Entwurf, dessen Materialien ausschließlich ausgeliehen wurden. Interessierte Bürger:innen Eindhovens stellten Material zur Verfügung, das nach der kurzen Nutzungsphase zerstörungsfrei demontiert und wieder retourniert wurde.
Die Grundstruktur, bestehend aus zwölf 7 Meter hohen Betonpfeilern sowie 19 Kiefernholzrahmen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Arup entwickelt. Um die geliehenen Elemente nicht zu beschädigen, wurde auf gängige Verbindungstechniken wie Verschrauben, Verleimen, Bohren und Sägen verzichtet. Stattdessen kamen Stahlbänder zum Einsatz, die die Holzbalken zusammenhielten, die wiederum mittels 350 Spanngurten mit den Betonpfeilern zu einer 250 m2 großen Konstruktion verbunden wurden. Stahlstäbe aus einem abgerissenen Bürogebäude dienten zur Aussteifung. Da die Verwendung von Bändern und Spanngurten laut Planer:innen in keinem Berechnungsprogramm enthalten ist, führten sie Berechnungen und Versuchsreihen für das unkonventionelle System mit der Technischen Universität Eindhoven durch.
Nicht nur die Tragstruktur, auch die Fassadenelemente, das Glasdach, das Podium, die Bar sowie die Beleuchtung, das Heizsystem und die Inneneinrichtung wurden nach der Design Week retourniert oder kamen – wie etwa die Glasfassade – in darauffolgenden Bauprojekten erneut zum Einsatz. Die bunten Fassadenschuppen im oberen Bereich, „Pretty Plastic Tiles“ genannt, bestehen aus recyceltem Kunststoff-Haushaltsmüll und wurden nach der Demontage unter jenen verteilt, die den Abfall ursprünglich gesammelt hatten. Der People’s Pavilion ist ein kleines, aber vorbildhaftes Beispiel für ein zu 100 Prozent kreislauffähiges Gebäude, bei dessen Errichtung, Betrieb und Rückbau keinerlei Baumaterial verlorenging.