Daten zum Objekt
Standort
Graz/AT Google Maps
Bauherr:in
ENW – Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft m.b.H, Graz/AT, www.wohnbaugruppe.at
Architektur
Dietger Wissounig Architekten, Graz/AT, www.wissounig.com
Statik
Josef Koppelhuber, Rottenmann/AT, www.koppelhuber.at
Holzbau
Strobl Bau – Holzbau GmbH, Weiz/AT, www.strobl.at
Außentüren/Fenster
Tischlerei Loidhammer, Bad Ischl/A, loidhammer.at
Innentüren
Gleichweit Objekttischlerei GmbH, Hartberg/A, www.objekttischlerei.at
Fertigstellung
2015
Typologie
Von Türen, die gesehen werden wollen, und solchen, die lieber unerkannt bleiben
Gerade bei alten Menschen ist das Bedürfnis nach Normalität groß. Wie man bei der Planung eines Altenheims trotz anderer Rahmenbedingungen dennoch eine Stimmung der Vertrautheit und Geborgenheit schaffen kann, zeigt ein Besuch in dem von Architekt Dietger Wissounig geplanten Pflegewohnheim Erika Horn in Graz-Andritz. Die Atmosphäre lebt von der großzügigen Belichtung durch die Gebäudeeinschnitte und Atrien, die Materialität, in der Holz innen wie außen dominiert, und den schön angelegten Gärten, die das Haus wie eine grüne Achse durchziehen. Hier in Graz-Andritz leben die Bewohner in Wohngemeinschaften, immer höchstens 15 Personen pro Einheit. Von einem zentralen Atrium aus gelangt man wie bei einem vierblättrigen Kleeblatt zu den zweigeschossigen Kuben, die pro Geschoss jeweils eine Wohngemeinschaft beherbergen.
Die Orientierung in diesen Wohngruppen ist einfach: Die Zimmer sind um einen Gemeinschaftsraum und ein Atrium angeordnet. Die Türen, die für die Bewohner von Relevanz sind, heben sich dabei immer kontrastreich von der Wandfläche ab. Die Türen, die hingegen für Mitarbeiter gedacht sind oder hinter denen sich Sonderfunktionen befinden, sind in derselben Farbe oder Materialität wie die Wand.
Am Beispiel der Türgestaltung zeigt sich, wie Materialität, Farbgebung und Gestaltung den alten und teils dementen Bewohnern die räumliche Orientierung erleichtern können. Laut Architekt Dietger Wissounig sollten die Zimmertüren so aussehen, wie die Bewohner es von zu Hause her kennen, zugleich müssen die Türen mindestens so breit sein, dass ein Bett hindurchgeschoben werden kann. Wissounig hat deshalb die Zimmertüren zweiflügelig angelegt, mit einem Gehflügel und einem Standflügel: Der Gehflügel ist mit einer weißen Schichtstoffplatte belegt und hebt sich deutlich von der mit Eichenfurnier verkleideten Wandnische ab. Der Standflügel, der nur vom Pflegepersonal geöffnet wird, ist hingegen mit dem gleichen Holzfurnier wie die Wandnische belegt und auf den ersten Blick kaum sichtbar. Im Grunde ist es das altbekannte Prinzip der Tapetentür, das hier neu interpretiert wurde. Wissenschaftlich untermauert ist das Prinzip der Farbgestaltung von Türen in Häusern für demente Menschen ebenfalls. Experten des Bauens für demente Menschen wie die Amerikaner Victor Regnier, Benyamin Schwarz und Ruth Brent Tofle betonen unisono, dass Türen in Einheiten für Menschen mit Demenz in gut sichtbaren Farben gestaltet sein sollen, wenn sie für die Bewohner nützlich sind. Alle anderen Türen sollen im gleichen Farbton wie die umgebende Wand gehalten sein. In diesem Sinne hat Dietger Wissounig gehandelt, auch wenn er statt der Farbe unterschiedliche Materialien verwendet. Das dient demselben Zweck, sorgt aber zugleich für eine wohnliche Atmosphäre.
Innentür/Zimmertür
Funktion
Tür zu den Bewohnerzimmern
Öffnungsart
Drehflügeltür
Flügelanzahl
Zweiflügelig
Durchgangslichte gesamt
120 x 200cm
Durchgangslichte Gehflügel
85 x 200cm
Türblattdicke
70mm
Falzquerschnitt
Einfach gefälzt, flächenbündig
Türblattkonstruktion
Vollbautür
Oberfläche Gehflügel
Schichtstoff in Sanitärweiß
Oberfläche Standflügel
Eichenfurnier, lackiert
Türzarge
Pfostenstock Massivholz in Eiche
Schallschutz
Rw ≥ 36dB
Brandschutz
EI2 30 (EG), EI2 30-C (OG)
Sonstige Funktionen
Türöffnungsbegrenzer, Freilauftürschließer mit Öffnungsbegrenzer, im Türblatt integriert, Absenkdichtung