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Türen im Pflegeheim Erika Horn - Innentür Zimmertür

erschienen in
Zuschnitt 68 Holztüren, Dezember 2017

Daten zum Objekt

Standort

Graz/AT Google Maps

Bauherr:in

ENW – Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft m.b.H, Graz/AT, www.wohnbaugruppe.at

Architektur

Dietger Wissounig Architekten, Graz/AT, www.wissounig.com

Statik

Josef Koppelhuber, Rottenmann/AT, www.koppelhuber.at

Holzbau

Strobl Bau – Holzbau GmbH, Weiz/AT, www.strobl.at

Außentüren/Fenster

Tischlerei Loidhammer, Bad Ischl/A, loidhammer.at

Innentüren

Gleichweit Objekttischlerei GmbH, Hartberg/A, www.objekttischlerei.at

Fertigstellung

2015

Von Türen, die gesehen werden wollen, und solchen, die lieber unerkannt bleiben

Gerade bei alten Menschen ist das Bedürfnis nach Normalität groß. Wie man bei der Planung eines Altenheims trotz anderer Rahmenbedingungen dennoch eine Stimmung der Vertrautheit und Geborgenheit schaffen kann, zeigt ein Besuch in dem von Architekt Dietger Wissounig geplanten Pflegewohnheim Erika Horn in Graz-Andritz. Die Atmosphäre lebt von der großzügigen Belichtung durch die Gebäudeeinschnitte und Atrien, die Materialität, in der Holz innen wie außen dominiert, und den schön angelegten Gärten, die das Haus wie eine grüne Achse durchziehen. Hier in Graz-Andritz leben die Bewohner in Wohngemeinschaften, immer höchstens 15 Personen pro Einheit. Von einem zentralen Atrium aus gelangt man wie bei einem vierblättrigen Kleeblatt zu den zweigeschossigen Kuben, die pro Geschoss jeweils eine Wohngemeinschaft beherbergen.

Die Orientierung in diesen Wohngruppen ist einfach: Die Zimmer sind um einen Gemeinschaftsraum und ein Atrium angeordnet. Die Türen, die für die Bewohner von Relevanz sind, heben sich dabei immer kontrastreich von der Wandfläche ab. Die Türen, die hingegen für Mitarbeiter gedacht sind oder hinter denen sich Sonderfunktionen befinden, sind in derselben Farbe oder Materialität wie die Wand.

Am Beispiel der Türgestaltung zeigt sich, wie Materialität, Farbgebung und Gestaltung den alten und teils dementen Bewohnern die räumliche Orientierung erleichtern können. Laut Architekt Dietger Wissounig sollten die Zimmertüren so aussehen, wie die Bewohner es von zu Hause her kennen, zugleich müssen die Türen mindestens so breit sein, dass ein Bett hindurchgeschoben werden kann. Wissounig hat deshalb die Zimmertüren zweiflügelig angelegt, mit einem Gehflügel und einem Standflügel: Der Gehflügel ist mit einer weißen Schichtstoffplatte belegt und hebt sich deutlich von der mit Eichenfurnier verkleideten Wandnische ab. Der Standflügel, der nur vom Pflegepersonal geöffnet wird, ist hingegen mit dem gleichen Holzfurnier wie die Wandnische belegt und auf den ersten Blick kaum sichtbar. Im Grunde ist es das altbekannte Prinzip der Tapetentür, das hier neu interpretiert wurde. Wissenschaftlich untermauert ist das Prinzip der Farbgestaltung von Türen in Häusern für demente Menschen ebenfalls. Experten des Bauens für demente Menschen wie die Amerikaner Victor Regnier, Benyamin Schwarz und Ruth Brent Tofle betonen unisono, dass Türen in Einheiten für Menschen mit Demenz in gut sichtbaren Farben gestaltet sein sollen, wenn sie für die Bewohner nützlich sind. Alle anderen Türen sollen im gleichen Farbton wie die umgebende Wand gehalten sein. In diesem Sinne hat Dietger Wissounig gehandelt, auch wenn er statt der Farbe unterschiedliche Materialien verwendet. Das dient demselben Zweck, sorgt aber zugleich für eine wohnliche Atmosphäre.

Innentür/Zimmertür

Funktion 
Tür zu den Bewohnerzimmern 

Öffnungsart 
Drehflügeltür

Flügelanzahl 
Zweiflügelig

Durchgangslichte gesamt 
120 x 200cm

Durchgangslichte Gehflügel 
85 x 200cm

Türblattdicke 
70mm

Falzquerschnitt 
Einfach gefälzt, flächenbündig

Türblattkonstruktion 
Vollbautür

Oberfläche Gehflügel 
Schichtstoff in Sanitärweiß 

Oberfläche Standflügel 
Eichenfurnier, lackiert

Türzarge 
Pfostenstock Massivholz in Eiche

Schallschutz 
Rw ≥ 36dB

Brandschutz 
EI2 30 (EG), EI2 30-C (OG)

Sonstige Funktionen 
Türöffnungsbegrenzer, Freilauftürschließer mit Öffnungsbegrenzer, im Türblatt integriert, Absenkdichtung


verfasst von

Anne Isopp

ist freie Architekturjournalistin, -publizistin und Podcasterin in Wien. Sie war von 2009 bis 2020 Chefredakteurin der Zeitschrift Zuschnitt. In ihrem Architekturpodcast Morgenbau spricht sie mit Menschen aus der Baubranche über nachhaltiges Bauen.

Erschienen in

Zuschnitt 68
Holztüren

Einfach öffnen und eintreten. Dahinter erwartet Sie allerlei Wissenswertes über Türen.

8,00 €

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Zuschnitt 68 - Holztüren

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