Weitere Handelsnamen Sommerlinde; Winterlinde
Englisch Lime
Botanischer Name Tilia platyphyllos Scop.; Tilia cordata Mill.
Die Linde wird im Freistand bis 30 m hoch, hat einen kurzen astfreien Stamm mit einer großen schönen Krone. Die Rinde ist zuerst grünlichgrau, später dunkelgrau und dicht mit Längsrissen überzogen. Die Blätter beider Arten sind herzförmig, bei der Sommerlinde sind sie in der Regel größer und haben in den Aderwinkeln weiße Haarbüschel. Bei den Winterlinden sind diese Haarbüschel rostrot. Die Linden entwickeln kleine, kugelige Nussfrüchte, die zu mehreren an einem Flügelblatt sitzen.
Kulturgeschichtliches
Die Rinde der Linde ist reich an Bastfasern. Im Neolithikum machten die Menschen sogar Kleider daraus, später vor allem Schnüre und Seile. Bis auf den Bast ist alles an diesem Baum weich oder eben lind: das Holz, der Blütenduft, die Blatt- und Baumform. Als Zentrum von Geselligkeit, für Tanz und Versammlungen dienten mächtige Einzelbäume in den Ortschaften. Oft befand sich der Tanzboden sogar im Geäst des gestuft gezogenen Baumes. Im Baumschatten einer Linde wurde vielerorts öffentlich Recht gesprochen. Unter dem „linden“ Baum erwartete sich das Volk gerechte und zugleich verständnisvolle Urteile.
Allgemeines
Die beiden Lindenarten sind in ihren Baummerkmalen sehr ähnlich, in ihren Holzmerkmalen praktisch nicht unterscheidbar. Als Waldbaum in Mischwäldern ist meist die Winterlinde zu finden, bei den charakteristischen Dorflinden handelt es sich hingegen meist um Sommerlinden, die als Park- und Alleebaum verbreitet sind. Die Linde kommt verstreut praktisch in ganz Österreich bis zu einer Höhe von 700 m vor. In der Waldstatistik scheint sie mit einem Anteil von 2 % auf. Linden können ein Alter bis 1000 Jahre erreichen und beeindrucken durch ihre schönen Wuchsformen. Im Einzelfall erreichen sie Stammdurchmesser von mehreren Metern.
Linde unlackiert, lackiert
Holzcharakteristik
Das hellfarbige Reifholz der Linde weist gelegentlich grünliche Farbzonen auf. Es verfügt über einen leichten Seidenglanz, ist aber sonst wenig dekorativ und sehr einheitlich. Die feinen, zahlreichen Poren sind für das bloße Auge unkenntlich über den ganzen Jahrring gleichmäßig verstreut.
Eigenschaften
Das weiche Lindenholz (Brinellhärte 16 N/mm²) zählt mit einer Darrdichte von 520 kg/m³ zu den mittelschweren Hölzern. Aufgrund seiner gleichmäßigen und feinen Struktur lässt es sich mit allen Werkzeugen gut bearbeiten. Es lässt sich gut beizen und lackieren, bei Kontakt mit Metallen sind Verfärbungen möglich. Die Trocknung ist unproblematisch. Lindenholz ist sehr anfällig für Pilze und Insekten (Dauerhaftigkeitsklasse 5). Die Tränkbarkeit ist gut.
Verwendung
Lindenholz ist die wichtigste Holzart für Holzschnitzarbeiten und die Bildhauerei. Im Mittelalter war es als „lignum sacrum“ (heiliges Holz) bekannt, da die sakralen Kunstwerke bevorzugt aus Lindenholz gefertigt wurden. Weitere Verwendungen sind Spielwaren, Prothesen, Bilderrahmen, diverse Haushaltsgeräte und Holzschuhe.