Holzskelettbau
Der Skelettbau in seinen frühen Ausprägungen, dem Pfahlbau und dem Fachwerkbau, wird seit Jahrhunderten in Ost- und Mitteleuropa, aber auch in England, Norddeutschland, Dänemark und Holland ausgeführt. Den Skelettbau mit seinem charakteristischen Merkmal, der in einem Großraster eingebetteten, stabförmigen Tragkonstruktion, unter Verwendung von nicht tragenden, raumabschließenden Elementen, kennt man in seiner historischen Form als Fachwerkbau und in seiner neueren Form als ingenieurmäßigen Skelettbau. Die Lastabtragung erfolgt konzentriert an wenigen Stützen. Die Gebäudeaussteifung ist entweder durch entsprechende Diagonalen oder durch die nicht tragenden, raumabschließenden Bauteile gewährleistet.
Grad der Vorfertigung
Die Fertigungstiefe im Skelettbau reicht von der reinen Baustellenfertigung (Fachwerkbau) bis hin zum werkseitigen Abbund der Tragstruktur und zur Vorfertigung der einzelnen Wand- und Deckenelemente.
Holzrahmenbau
Einhergehend mit der Industrialisierung, wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Nordamerika die Rahmenbauweise in den Konstruktionsarten »balloon frame« und »platform frame« entwickelt. Während der 1920er und 1930er Jahre wurden, nach Vorbild der amerikanischen Konstruktionssysteme, auch in Europa die ersten Rahmenbauten verwirklicht. Mit der Entwicklung von Holzwerkstoffen (z.B. Spanplatten) setzte sich die Rahmenbauweise endgültig als die bis heute vorherrschende Bauweise im Holzbau bei uns durch. Das Grundprinzip der Konstruktion setzt sich aus einem Holzrahmen und einer entsprechenden Beplankung zusammen. Die Aussteifung der Tragkonstruktion wird durch die aufgebrachte Beplankung erreicht. Die schlanken, hohen Rahmenquerschnitte erfordern einen engen Stützenabstand, die Hohlräume werden mit Dämmstoff gefüllt. In der Regel wird der Holzrahmenbau geschossweise errichtet.
Grad der Vorfertigung
Innerhalb der Rahmenbauweise unterscheiden sich die Rippenbauweise, Tafelbauweise und Raumzellenbauweise im wesentlichen durch den jeweiligen Vorfertigungsgrad, der von der Baustellenfertigung bis zur fertiggestellten Raumzelle inklusive Fassade und Innenbeplankung sowie sämtlicher Wasser- und Elektroinstallationen reichen kann. Üblicherweise werden im Holzrahmenbau die höchsten Vorfertigungsgrade erzielt.
Holzmassivbau (BSP)
Die ursprünglichste Form der Holzmassivbauweise ist der Blockbau, welcher durch stabförmige, meist liegende Holzbohlen gekennzeichnet ist. Diese Bauart hat die Entwicklung der frühen europäischen Holzarchitektur stark beeinflusst und ist weit verbreitet. Die moderne Form der Holzmassivbauweise ist durch großformatige, tafelförmige Vollholzelemente, meist Brettstapel- oder Brettsperrholzelemente gekennzeichnet. Das Kennzeichen der Holzmassivbauweise ist die Lastabtragung über einen massiven, großformatigen Holzbauteil und die klare Trennung der Dämmebene von der Tragstruktur.
Grad der Vorfertigung
Die plattenförmigen Bauelemente werden ausschließlich werkseitig gefertigt, sind mit entsprechenden Anschlussdetails ausgestattet, werden an die Baustelle geliefert und vor Ort versetzt. Die Fassade, Fenster und Installationen werden meist vor Ort ausgeführt.
Quelle: Einführung von Peter Schober, proHolz Information, Mehrgeschossiger Holzbau in Österreich, Holzskelett- und Holzmassivbau, Wien, 2002, Euro 35,–
Ort der Fertigung
Mit dem Grad der Vorfertigung verlagert sich die Arbeit von der Baustelle ins Werk, die Rolle des Holzbauers verändert sich im Fertigungsprozess eklatant.
Systeme | Skelettbau/trad. Holzbau | Holzrahmenbau | Holzmassivbau (BSP) |
---|---|---|---|
Im Produktionswerk/in der Sägerei | Herstellen der Balken, Bretter, Platten | Herstellen der Balken, Platten | Herstellen und Konfektionieren der Platten |
Beim Holzbauer | Abbinden der Balken | Abbinden der Balken Zuschneiden der Platten Zusammenbau zu Elementen |
|
Auf der Baustelle | Zusammenbau der Einzelteile | Montage der Elemente | Zusammenbau der Platten |
Anwendungsbereiche
Die Systeme bilden entweder ein Gesamtsystem oder werden miteinander kombiniert, zum Beispiel wenn Decken in Massivbauweise und Wände in Rahmenbauweise ausgeführt werden. Beim Skelettbau wird das stabförmige Tragwerk immer durch weitere Bauteile ausgefacht.
Systeme | Skelettbau/trad. Holzbau | Holzrahmenbau | Holzmassivbau (BSP) |
---|---|---|---|
Decken/Dächer | • | • | |
Tragende Wände | • | • | |
Nicht tragende Wände | • | ||
Wandartige Träger (Scheiben) | • | ||
Stabförmige Tragwerke | • | (•) |
Beteiligte Holzbaufirmen
Alle Holzbausysteme können mit einem hohen und einem niedrigen Vorfertigungsgrad hergestellt werden. Je kleiner die Holzbaubetriebe sind, desto mehr Arbeit leisten sie auf der Baustelle. Aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen.
Systeme | Skelettbau/trad. Holzbau | Holzrahmenbau | Holzmassivbau (BSP) | Anzahl der Betriebe in Österreich |
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Zimmereibetriebe | • | • | • (Montage) | 1.860 |
Fertighaushersteller (Verband) | • | 22 | ||
Brettsperrholzproduzenten (industriell) | • | 6 |
Bauaufgabe
2011 wurde die statistische Erhebung des Holzbauanteils in Österreich publiziert. Aus dieser lässt sich herauslesen, welchen Anteil der Baustoff Holz beim Bau von Wohnhäusern, Einfamilienhäusern oder öffentlichen Bauten hat. Es geht aber auch daraus hervor, in welcher Konstruktionsart diese Gebäude errichtet wurden. Der überwiegende Teil aller im Jahr 2008 in Österreich errichteten Holzgebäude wurde werkseitig vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle zusammengefügt.
Systeme (in %) | Skelettbau | Blockbau | Holzrahmenbau | Holzmassivbau (BSP) |
---|---|---|---|---|
Einfamilienhäuser | 1 | 10 | 84 | 4 |
Mehrfamilienhäuser | 0 | 1 | 94 | 5 |
Um- und Zubauten (z. B. Carports) | 62 | 10 | 26 | 2 |
Öffentliche Bauten | 37 | 3 | 55 | 5 |
Gewerbe- und Industriebauten | 16 | 6 | 73 | 5 |
Landwirtschaftl. Zweckbauten | 26 | 3 | 70 | 1 |
Von rund 16.000 Einfamilienhäusern, die 2012 errichtet wurden, waren 31 Prozent Fertighäuser.