Zuschnitt 50
Konfektionen in Holz
Format | A4 |
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Seiten | 28 |
ISBN | 978-3-902320-97-1 |
Ausgabe | Juni 2013 |
Editorial
Ohne Vorfertigung wäre der moderne Holzbau nicht denkbar. Sicher hat der Zimmermann schon immer seine Balken und Bretter im Werk abgebunden und diese so weit wie möglich für den Zusammenbau auf der Baustelle vorbereitet. Doch heute werden komplette Wand- und Deckenelemente im Werk vorgefertigt, auf die Baustelle transportiert und dort in wenigen Tagen zusammengesetzt. Dass dies möglich ist, hat auch mit den heutigen Transport- und Hebemöglichkeiten sowie der CAD-unterstützten Fertigung zu tun. In der Vorfertigung und den damit verbundenen Möglichkeiten liegt eine enorme Triebfeder für die zukünftige Entwicklung des Holzbaus.
Vorfertigung heißt, dass Arbeiten nicht auf der Baustelle, sondern in der Werkstatt stattfinden, wo diese witterungsunabhängig und unter gleichbleibenden Bedingungen effizient ausgeführt werden können. Dies bedingt einen intensiveren Planungsprozess, dafür aber ist die Bauzeit wesentlich kürzer. Für diesen Zuschnitt haben wir Projekte mit vorgefertigten flächigen Elementen sowie Raumzellen ausgewählt. Wir lassen dabei die stabförmigen Tragwerke außen vor – wohl wissend, dass auch hier beeindruckende Konstruktionen aus Holz vorgefertigt und in kürzester Zeit vor Ort zusammengesetzt werden. Doch muss der Ingenieurholzbau wie der klassische Zimmermannsbau immer vor Ort mit flächigen Elementen verkleidet werden. Demgegenüber erlaubt die Fertigung von flächigen und zugleich tragenden Elementen bis hin zu Raumzellen einen extrem hohen Grad an Präfabrikation.
Das Prinzip der Vorfertigung hat sich im Einfamilienhausbereich längst etabliert. Knapp ein Drittel aller 2012 errichteten Einfamilienhäuser in Österreich waren Fertighäuser. Zwar haben die Mitglieder des Österreichischen Fertighausverbandes im Vorjahr einen Rückgang von 4,5 Prozent im Einfamilienhausbereich verzeichnet, dafür hat die Nachfrage nach großvolumigen Wohngebäuden aus Holz zugenommen. Doch nur wenige Betriebe haben die Kapazitäten für eine großvolumige Vorfertigung. Der Sprung zum mehrgeschossigen Bauen verspricht Wachstum. Damit alle von diesen neuen Marktchancen profitieren, müssen Zimmereien und Industriebetriebe verstärkt Hand in Hand arbeiten. »Bauen mit Holz bietet durch die Möglichkeiten der umfassenden Vorfertigung eine Alternative zu herkömmlichen Bauprozessen«, schreibt Hermann Kaufmann im einleitenden Essay. »Zur Umsetzung sind aber entsprechende Voraussetzungen in der Struktur der Holzbaubetriebe notwendig, die sich langsam zu entwickeln scheinen.« Auch Architekt Simon Speigner erwartet hier Veränderungen: »Leider gibt es nur wenige Holzbau- und Zimmereibetriebe, die sich über Großprojekte ‚drübertrauen‘«, sagt er. »Dies wird sich aber in Zukunft ändern.«