Balkone im Holzbau bzw. an Holzbauten müssen nicht unbedingt aus Holz bestehen, der Holzbau ist immer auch ein guter Teamplayer mit Beton, Stahl oder Glas. Natürlich können Balkone auch ganz oder teilweise in Holz realisiert werden. Um an Holzbalkonen langfristig Freude zu haben, sind – wie generell beim Bauen mit Holz im Außenbereich – einige Dinge zu beachten.
Tragende Rolle
Wird die Tragstruktur eines Balkons aus Holz erstellt, ist für die tragenden Bauteile zum einen eine Bemessung nach EN 1995-1-1 erforderlich. Nicht zu vergessen sind dabei auch die tragenden Elemente des Geländers, wie die senkrechten Steher und die waagrechten Traglatten. Zum anderen ist auch die ÖNORM B 3802 Holzschutz im Bauwesen zu beachten.
Konstruktiver Holzschutz als Grundvoraussetzung
Wenngleich nach ÖNORM B 3802-1 für den Holzschutz grundsätzlich drei Wege zur Verfügung stehen, nämlich bauliche Maßnahmen, die Auswahl dauerhafter Holzarten sowie die Anwendung chemischer Maßnahmen, sind es die baulichen Maßnahmen, die einen besonderen Stellenwert haben. Die in der ÖNORM B 3802-2 formulierten „generellen baulichen Maßnahmen“ müssen nämlich immer umgesetzt werden. Holz trocken zu halten bzw. für rasches Abtrocknen zu sorgen, ist die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Pilzschäden. Für den bewitterten Bereich definiert die Norm daher folgende drei Konstruktionsgrundsätze:
- Wasser fernhalten
- Wasser rasch ableiten
- Wasserfallen vermeiden
Bei entsprechender Konstruktion ist auch das Kernholz von Lärche und Douglasie im bewitterten Bereich geeignet. Soll das klassische Bauholz Fichte ohne chemischen Holzschutz eingesetzt werden, sind zusätzliche detailliertere Konstruktionsregeln zur Vermeidung von Feuchteansammlungen und Staunässe einzuhalten, die in der Norm als „besondere bauliche Maßnahmen“ beschrieben sind. Die Umsetzung dieser konstruktiven Maßnahmen konkret bei Balkonen ist – Detail für Detail – im folgenden Abschnitt dargestellt.
Tragstruktur
Betrachtet man eine vorgestellte Balkonkonstruktion von Grund auf, ist zunächst der Fußpunkt der Stütze relevant. Erdkontakt ist grundsätzlich auszuschließen. Zur Minimierung der Spritzwasserbelastung ist eine Aufständerung von 15 cm zum umgebenden Niveau einzuplanen, wobei dann zusätzliche Maßnahmen, z. B. ein Kiesbett, zur Reduzierung des Spritzwassers erforderlich sind. Obere Stützenenden sind vor direkter Bewitterung zu schützen. Kommen dafür Blechabdeckungen zum Einsatz, sind diese zu hinterlüften.
Waagrechte tragende Holzbauteile sind oberseitig abzudecken oder – bei schmaleren Querschnittsbreiten – zumindest abzuschrägen. Blechabdeckungen sind wiederum zu hinterlüften.
Holz-auf-Holz-Kontaktflächen zwischen Stützen und Trägern sowie bei Eckverbindungen der Tragstruktur sind, wo möglich, auf maximal 50 mm Breite zu beschränken. Treffen größere Holzquerschnitte aufeinander, sind die Anschlüsse zum Schutz vor Bewitterung durch Abstandshülsen oder spezielle Verbindungsmittel zu belüften oder abzudecken. Schnittholz muss kerngetrennt sein und darf maximal 160 x 160 mm Querschnittsfläche aufweisen.
Bei Eckverbindungen von waagrechten Balken sind Überblattungen, eingestemmte oder stumpfe Verbindungen zu vermeiden, die Kapillarfugen wirken als Feuchtenester, was zu Fäulnis führen kann. Auch bei der Verbindung von senkrechten und waagrechten Bauteilen sind Zapfenverbindungen tabu, weil sie Wasserfallen darstellen.
Ein weiteres wichtiges Detail ist der Anschluss zur Außenwand. Hier ist ein definierter Abstand im Zweifel die bessere Wahl gegenüber einem unzureichend „dichten“ Anschluss. Ungenügend ist ein direkt an die Wand montierter Tragbalken, bei dem sich Niederschlagswasser in der Kapillarfuge zwischen Balken und Außenwand hält und ein Feuchtenest entsteht.
Geländer
Auch wenn hier meist kleinere Holzquerschnitte zum Einsatz kommen, sind die gleichen Grundsätze zu beherzigen. Abschrägungen auch beim Hirnholz senkrechter Holzlatten erleichtern den Wasserablauf. Anschlüsse sind idealerweise auch hier zu belüften. Um Sacklöcher zu vermeiden, dürfen Sprossen nicht in waagrechte Traghölzer eingezapft oder -gedübelt werden. Steher sind durch Verwendung geeigneter Stützenfüße vom Boden abzuheben.
Auch beim Handlauf ist die Wasserableitung sicherzustellen. Die Oberseite soll abgerundet oder abgeschrägt sein, an den Kanten definieren ausreichend dimensionierte Tropfnasen den Wasserablauf und verhindern, dass Niederschlagswasser in die darunterliegende Konstruktion eindringt. Längs- und Eckstöße werden am besten mit offener Fuge ausgeführt, sofern das Wasser nach unten frei ablaufen kann.
Werden Blumentröge oder -kästen ausgeführt, ist dem ungehinderten Wasserablauf aufgrund der zu erwartenden Verschmutzung und Beschattung durch die Bepflanzung noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Alle Bauteile, insbesondere der Boden, sollen ein Gefälle von mindestens 5 Grad (besser 10 Grad) aufweisen. Die Wasserablauföffnung am tiefsten Punkt sollte mindestens 2 cm breit sein, Anschlüsse sind wieder zu belüften. Die Bauteile des Blumentrogs können auch einfach mittels Metallwinkel verbunden werden, wodurch der Wasserablauf ungehindert erfolgen kann.
Bodenbelag
Neben dem Anschluss zum Auflager, ob es sich dabei um tragende Balken oder einen flächigen Untergrund handelt, auf den ein Belagsrost aufgelegt wird, ist die Fugenausbildung das A und O jedes Holzbelags. Bei einer Fugenbreite von mind. 7 mm bzw. 6 Prozent der Brettbreite bleiben die Fugen auch in Nässeperioden bei gequollenen Brettern offen und Wasser sowie Schmutz rinnen bzw. fallen hindurch. Ebenso wichtig sind die offenen Fugen bei den Brettlängsstößen, da das Hirnholz besonders stark zu Feuchteaufnahme neigt.
Sind dichte Beläge gewünscht, wie dies beispielsweise bei übereinanderliegenden Balkonen unterschiedlicher Wohneinheiten sinnvoll ist, ist ein zweischaliger Aufbau zu wählen, also eine oberseitig abgedichtete Balkonplatte, beispielsweise aus Brettsperrholz, oder eine Balkenlage mit oberseitiger Massivholzplatte und ein darauf aufliegender Belagsrost. Nut-und-Feder-Bretter sind als bewitterter Bodenbelag grundsätzlich nicht geeignet.
Konstruktionsfehler, die zu Durchfeuchtung und in weiterer Folge zu Fäulnis führen, können durch andere Maßnahmen, wie eine hohe natürliche Dauerhaftigkeit der eingesetzten Holzart, nicht kompensiert werden und führen zu einer Verkürzung der Lebensdauer.
Oberflächenbehandlung oder Vergrauung
Holz kann im Freien mit oder ohne Oberflächenbehandlung zum Einsatz kommen. Wird auf eine Oberflächenbehandlung verzichtet, so verändert das Holz durch die Bewitterung schnell seine natürliche Farbe und es entsteht unabhängig von der Holzart eine natürliche Vergrauung.
Um dies zu verhindern und einen bestimmten Farbton auf Dauer zu erhalten, können Holzkonstruktionen auch mit einem dekorativen Anstrich versehen werden. Die Schichtdicke beeinflusst Feuchteschutz, Abwitterungsverhalten sowie Wartungsintervalle. Einmal Streichen bedeutet im Allgemeinen immer Streichen: Wer sich für eine Beschichtung entscheidet, muss diese auch regelmäßig warten. Bei Konstruktionen, die beschichtet werden sollen, sind scharfe Kanten zu vermeiden.
Brandschutz
Anforderungen an den Brandschutz von Balkonen werden in Österreich erst ab Gebäudeklasse (GK) 4 gestellt. In GK 4 und GK 5 bei weniger als sechs Geschossen muss die Balkonplatte vollflächig in R 30 oder A2 ausgeführt werden. Diese Anforderung kann beispielsweise mit einer entsprechend dimensionierten Brettsperrholzplatte mit oberseitiger Abdichtung erfüllt werden. In GK 4 und GK 5 bei mehr als sechs Geschossen ist die Balkonplatte vollflächig in R 30 und A2 auszuführen und damit nicht mehr in Holz umsetzbar. Die Geländerfüllungen können auch hier in Holz ausgeführt werden, weil Materialien der Brandklasse B oder explizit Holz und Holzwerkstoffe in D zulässig sind.
Die wichtigsten Konstruktionsgrundsätze auf einen Blick
- wenn möglich, Vorsehen eines Dachüberstands, wobei die gedachte Linie zwischen Vorderkante Überdachung und Unterkante Holzbalkon mit der Horizontalen idealerweise einen Winkel von höchstens 60 Grad einschließt
- wasserabführende Ausbildung der Konstruktion zur Vermeidung von stehendem Wasser und Sacklöchern
- Ausführung von Abschrägungen ≥ 15° und Abrundungen
- Tropfnasen und Hinterschneidungen für eine definierte Wasserabtropfkante
- Wasserablauföffnungen (mindestens 2 cm) z. B. bei Blumentrögen
- Vorsehen einer ausreichenden Aufständerung
- Vermeidung von Bodenkontakt
- Vermeidung von kapillarer Wasseraufnahme über das Hirnholz
- Schutz von Hirnholz gegen Niederschlagswasser und Spritzwasser
- Hinterlüftungen bei aufgesetzten Bauteilen (≥ 4 mm) oder bewitterten Anschlüssen (≥ 10 mm)
- Abdecken statisch tragender oder nur schwer austauschbarer Bauteile
- Verringerung von Kontaktflächen, z. B. zwischen tragenden Balken und Bodenbrettern
- wenn eine Beschichtung vorgesehen ist, alle Kanten mit einem Radius von ca. 2 mm runden