Daten zum Objekt
Standort
Unterach am Attersee/AT Google Maps
Bauherr:in
Gemeinde Unterach am Attersee, Unterach am Attersee/AT, www.unterach-attersee.ooe.gv.at
Architektur
Hohengasser Wirnsberger Architekten, Spittal an der Drau/AT, www.hwarchitekten.atErhard Steiner, Salzburg/AT, www.erhardsteiner.at
Statik
Brandstätter Ziviltechniker GmbH, Salzburg/AT, www.brandstaetter-zt.at
Holzbau
Jakob Ebner Bau GmbH, St. Lorenz/AT, www.ebnerbau.com
Fertigstellung
2017
Typologie
Sparren mit Gefachdämmung
Im Jahr 1917 malte Gustav Klimt Unterach am Attersee. Aus dem grünen Hintergrund des Bildes sticht ein gelbes Haus mit Satteldach hervor: der Kindergarten der Gemeinde, der 1898 als einer der ersten der k. u. k. Monarchie eröffnet und seither kontinuierlich genutzt wurde. Der schlichte Solitär blieb über all die Jahrzehnte ein prägendes Bauwerk für den Ort – im Erscheinungsbild genauso wie in seiner sozialräumlichen Wirkung.
Sonja Hohengasser, Erhard Steiner und Jürgen Wirnsberger, 2016 als Architekturteam mit der Sanierung und Erweiterung des Kindergartens beauftragt, legten Wert darauf, das Raumprogramm innerhalb der vorhandenen Struktur unterzubringen sowie das Haus zu aktualisieren, ohne Charakter, Proportion und Kubatur aufgeben zu müssen.
Im bislang ungenutzten Dachgeschoss waren die nötigen Raumreserven dafür vorhanden. Während Krabbelgruppe, Garderoben und Büros im Erdgeschoss und die beiden Gruppenräume des Kindergartens im ersten Stock unterkamen, entstand in dem 120 Jahre alten Satteldachwerk eine hochwertige Mehrzweck- und Bewegungszone inklusive überdachtem Freibereich.
Der gute Zustand des Fichtenholzes machte nur wenige Maßnahmen zur konstruktiven Ertüchtigung des Dachstuhls nötig: Die Mittelpfetten erhielten Stahlstützen zur Reduktion der Spannweiten und dachseitig einige Stahllaschen zur Verstärkung. Zwischen den Stuhlpfosten wurden zusätzliche Streben für die Druckkräfte eingebracht. Die Sparren wurden mit seitlich angefügten Brettern ergänzt, was neben der statischen Wirkung auch eine plane Montageebene für den Innenausbau brachte, der durchgängig in hellem Tannenholz ausgeführt wurde. Da die historischen Fassaden keinen Wärmeschutz erhielten, wurde der Dachaufbau umso gründlicher mit Zellulose ausgeblasen, um die Hohlräume der Konstruktion möglichst lückenlos zu füllen.
Die eigentliche Herausforderung im Umgang mit dem Steildach betraf hingegen weder statische noch bauphysikalische, sondern baugestalterische Fragen. Wie konnte der Dachraum in funktionale Bereiche unterteilt werden und dabei als Gesamtheit spürbar bleiben? Das gelang mit gläsern aufgelösten Wandeinbauten. Auch für das äußere Erscheinungsbild galt es, die geschlossene Flächigkeit des Satteldachs als Ruhepunkt in der heterogenen Dachlandschaft des Ortes zu erhalten, deshalb verzichteten die Architekten auf die üblichen Öffnungen in den Dachflächen. Stattdessen sorgt eine Schicht aus vertikalen Holzlamellen an den Giebelseiten für ausreichend Tageslicht und Sicht. Das stellt einerseits eine Referenz zu den hölzernen Giebelfeldern des Bestands her, andererseits ergibt sich so ein ästhetisch stimmiges, zeitgenössisches Gesicht für das neu gewonnene Geschoss.