Daten zum Objekt
Standort
Paris/FR Google Maps
Architektur
HHF Architekten, Basel/CH, www.hhf.chAWP, Paris/FR, www.awp.fr
Statik
Sweco Nederland, De Built/NL, sweco.nlevp ingénierie – paris, Paris/FR, evp-ingenierie.com
Bauherr
Communauté d’Agglomération Deux Rives de Seine
Fertigstellung
2016
Typologie
Holzrahmenelement mit Gefachdämmung
Die Boucle de Chanteloup, die dritte Seineschleife flussabwärts von Paris, diente über Jahrhunderte als Gemüsegarten der Hauptstadt. Dabei verwendete man die Abwässer der Metropole als Dünger – bis der Boden so stark mit Schwermetallen verseucht war, dass der Gemüseanbau 1999 verboten werden musste.
Nach Plänen von Agence Ter ist jetzt in Carrières-sous-Poissy ein 113 Hektar großer Park entstanden, der einerseits der biologischen Sanierung der ausgezehrten Landschaft dient und andererseits als Naherholungsgebiet für die neu entstehenden Wohnsiedlungen. Für die Parkbauten wurde ein separater Wettbewerb ausgeschrieben, in dem sich das Gemeinschaftsprojekt der Architekten HHF (Basel) und AWP (Paris) durchsetzen konnte.
Von ihrem Gesamtkonzept wurde bislang ein gerüstartig aufragender Aussichtsturm und das den Hauptzugang zum Park markierende Museum realisiert. Es war ursprünglich als Besucherzentrum geplant, wurde im Laufe der Planung aber vergrößert und zu einem Insektenmuseum umprogrammiert. Dieses besteht gewissermaßen aus mehreren hölzernen Urhütten, die nebeneinander angeordnet wurden: abstrakte Häuser mit Satteldach und ohne Dachüberstand. Fünf Körper unterschiedlicher Größe und Proportion wurden über einem Betonsockel zu einem Volumen zusammengeschoben, das über unregelmäßigem Grundriss in die Landschaft ausgreift. Die Konstruktion besteht aus biegesteifen Holzrahmen aus Douglasien-Brettschichtholz, die zum Teil an den Schnittstellen als Spider Legs im Raum auftreten. Große Fenster öffnen gezielt Blickachsen in die Umgebung, transluzente Polycarbonatplatten lassen Licht ins Innere strömen. Vertikale Latten aus sibirischer Lärche bilden die äußere Haut des Gebäudes und sind auch als Lamellenstruktur über einige Bereiche der Verglasung geführt. Als innere Verkleidung wurden Akustikplatten verwendet, und zwar sowohl an den Wänden als auch an den Flächen des offenen Dachstuhls. So wie außen wurde auch innen bewusst auf die Differenzierung zwischen Wand und Dach verzichtet, um die Homogenität und Abstraktheit der Architektur zu unterstreichen. Die Rillen der Akustikplatten greifen im kleinsten Maßstab die Idee der vertikalen Rhythmisierung auf, die verbindendes Merkmal sämtlicher Parkbauten sein soll.
Durch das Zusammenspiel der kräftigen Holzrahmen, der Wandflächen und des Epoxidharzbodens zeigt sich das Innere licht und hell. Im Museum werden die Geschichte des Ortes und das Thema der Insekten präsentiert, neben einem Auditorium gibt es ein Labor mit Bruteinrichtungen für Insekten. Als Haus im Haus steht ein Glashaus mit lebenden Schmetterlingen und Insekten, es bildet sozusagen den Nukleus des Museums – in formaler wie in inhaltlicher Hinsicht.