Daten zum Objekt
Standort
Landkreis Altötting/DE Google Maps
Architektur
ARGE Almannai Fischer Architekten, München/DE, www.almannai-fischer.deIngenieurbüro Harald Fuchshuber, Altötting/DE
Statik
HSB Ingenieure, Mehring/DE, www.hsb-ingenieure.de
Holzbau
Zimmerei Holzbau Hecker, Kastl/DE, www.holzbau-hecker.de
Bauherr
SV Haiming in enger Abstimmung mit und Förderung durch die Gemeinde Haiming
Fertigstellung
2016
Typologie
Fachwerkkonstruktion mit Aufdachdämmung
Es ist die faszinierende Ambivalenz zwischen unprätentiöser Banalität und architektonischer Poesie, mit der die neue Sporthalle des oberbayerischen Vereins SV Haiming sofort das Interesse weckt. Einerseits weist die auf einer weiten Grünfläche mitten im Dorf stehende Halle eine gewisse Ähnlichkeit zu landwirtschaftlichen Bauten auf: Sie ist als dunkelgraues, schmuckloses Gebäude mit Satteldach konzipiert und verfügt über einen hohen Anteil an geschlossenen Holzfassaden. Zudem ist sie direkt an eine ehemalige Schulturnhalle der 1970er Jahre angebaut, wodurch ein zweckmäßig wirkendes Gebäudeensemble mit unterschiedlichen Dachneigungen, Firsthöhen und richtungen entsteht. Andererseits machen die schlanken Nagelplattendachbinder im Innenraum deutlich, dass es hier keineswegs nur um strenge Kostendisziplin, sondern insbesondere um eine ebenso elegante wie sensible Architektur geht.
Dass sich Almannai Fischer Architekten und das Ingenieurbüro Harald Fuchshuber im direkten Vergleich mit dem Angebot eines Generalübernehmers durchsetzen konnten, liegt nicht zuletzt an der völlig vorurteilsfreien Analyse der einfachsten Mittel zum Bau eines rund 25 Meter weit spannenden Holz-Dachtragsystems. Nachdem sich etwa Leimholzbinder als zu teuer erwiesen, wählten sie das denkbar billigste Verbindungsmittel: verzinkte Nagelplatten. Hinzu kamen durchgängig nur 7 cm starke Konstruktionsvollholz-Elemente aus Fichte für das in der Mitte 3,77 Meter hohe Dachtragwerk sowie eine Wandkonstruktion, bei der die Pfosten, Riegel und Diagonalen wie überdimensionale Wandgrafiken erscheinen. Die enge Reihung der filigranen, birkenweiß gestrichenen Binder lässt einen offenen Dachraum entstehen, in dem die Oberlichter für ein spannungsreich flirrendes Licht- und Schattenspiel sorgen. Diese Leichtigkeit beruht auch darauf, dass die Halle nicht als Versammlungsstätte gilt und das Dachtragwerk somit ohne störende Brandschutzmaßnahmen ausgeführt werden konnte.
In Bezug auf die Dachform standen den Planern anfänglich prinzipiell alle Möglichkeiten offen, weil für die Sporthalle ohnehin eine Befreiung vom Bebauungsplan erforderlich war. Die niedrige Traufhöhe resultiert aus dem Wunsch, das Gebäude maßstäblich in die Nachbarschaft einzufügen, und das Satteldach galt allein wegen der kostengünstigen Ziegeldeckung als gesetzt. Die Dachneigung von 15 Grad ergab sich anschließend schlicht aus dem Zusammenspiel der für die Dachbinder und die Dachaussteifung nötigen statischen Höhe sowie der Einhaltung der von den Dachziegelherstellern geforderten Mindestdachneigung. Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen entstand ein Bauwerk, das vor allem deshalb so eindrucksvoll ist, weil die Planer der Logik des kostengünstigen Bauens folgten, anstatt sich ihr mit gestalterischen Ideen zu widersetzen.