Daten zum Objekt
Standort
Freising-Pulling/DE Google Maps
Bauherr:in
design.s, Freising-Pulling/DE, www.design-s.de
Architektur
Deppisch Architekten, Freising/DE, www.deppischarchitekten.de
Holzbau
Schmid Holzbau GmbH, Frankenburg/AT, www.schmid-baugruppe.at
Dachfläche
1.200 m2
Fertigstellung
2010
Typologie
Warmdach mit Zwischensparrendämmung und Photovoltaik
Aus den belanglosen Fertigbauten im Gewerbegebiet von Pulling nahe dem Münchner Flughafen sticht die kürzlich errichtete Tischlerei von Deppisch Architekten deutlich heraus. Auf den wohltuend klaren Linien des kompakten Baukörpers, der sich von der Straßenseite aus 68 Meter in die Länge streckt, ruht sich das Auge aus. Weder Dachrinnen noch andere Überstände oder Auskragungen stören die stringente Geometrie des dunklen Volumens. Von Weitem schimmern auf den großen Dachflächen, die nach deutscher Norm mit einem Neigungswinkel von 10 Grad als Flachdach gelten, mattgraue Photovoltaikmodule, die bündig mit den Dachrändern abschließen. Die Südseite und die Schmalseiten der Halle sind in gebürstete, im Vakuumverfahren schwarz lasierte Fichte gehüllt. Horizontal gefaltete Hubläden rhythmisieren die lange Südfassade und geben schmale Fensterschlitze frei.
In geschlossenem Zustand werden die Läden als Teil der einheitlichen Außenhülle wahrgenommen. An der Nordseite der Halle streuen transluzente Polycarbonatstegplatten gleichmäßiges Licht in den durchgängigen Innenraum. Die filigranen Hauptbinder und die unbehandelten, nach Holz duftenden Dreischichtplatten als Ausbaumaterial geben der großen Halle einen freundlichen und offenen Charakter.
Schon bei der Planung waren die Architekten und der Bauherr darauf aus, die Ausführung der Werkhalle des Innenausbaubetriebs nicht nur energetisch, sondern auch konstruktiv und mit Blick auf das straffe Budget zu optimieren, ohne dadurch den hohen gestalterischen Anspruch und die architektonischen Qualitäten zu reduzieren. Viele der einfachen, knappen Details wurden gemeinsam mit den Handwerkern entwickelt. Die großen Tore und Hubläden sowie den Innenausbau fertigten die 15 Mitarbeiter der Tischlerei selbst, auch die Montage der Fassaden lag in ihren Händen. So konnte der Holzrahmenbau in nur drei Monaten Bauzeit errichtet werden, was die Baukosten deutlich reduzierte. Seine klare äußere Form spiegelt die innere Struktur wider.
Auch die 11 mal 2,5 Meter großen Dachelemente wurden vorgefertigt. Die Vorteile der Vorfertigung lagen laut Projektarchitekt Johannes Dantele von Deppisch Architekten auf der Hand: die kurze Bauzeit, die saubere Ausführung in einer geschlossenen Halle und die Wirtschaftlichkeit. Von der Dampfbremse im Inneren des Dachelements bis zur OSB-Platte als äußere Schicht wurden die Holzrahmenelemente vorgefertigt. Die Frage, wie die Stöße der einzelnen Dachelemente herzustellen sind, um eine luftdichte Konstruktion zu gewährleisten, wurde mit der ausführenden Firma intensiv diskutiert, erzählt Architekt Dantele. Schließlich entschied man sich dafür, die Dampfbremse an den Stirnseiten der Elemente umzuschlagen und mit einem vorkomprimierten Dichtband ans angrenzende Element anzuschließen.
Nach Verlegen der Dachelemente und der Abdichtung wurde die Unterkonstruktion der Photovoltaikelemente montiert. Erst wurden die Gewindestangen für die Unterkonstruktion eingesetzt und sogleich eingedichtet. Auf einem Aluminiumrahmen angebracht, bleiben die Dünnschichtelemente auf Abstand zur Dichtungsebene und ermöglichen eine Hinterlüftung der Elemente. Die 1.200m2 große Fläche aus Photovoltaikelementen produziert jährlich 70.000kWh, was den Strombedarf der Tischlerwerkstatt deutlich übersteigt. Das Wasser aus den innen liegenden Dachrinnen wird an der Südseite über Fallrohre im Fassadenzwischenraum und im Norden über innen liegende Fallrohre in eine offene Sickermulde und eine Rigole abgeleitet. Von unten bleibt der schmale Gang zur Wartung der Photovoltaikmodule auf dem Dachfirst unsichtbar. Die Summe der durchdachten, schlichten Details macht die Werkhalle zu einem angenehmen Arbeitsort, in dem sich handwerkliche Qualität und architektonischer Anspruch begegnen. Dass diese Begegnung auch finanzielle Vorteile hat, liegt klar auf der Hand: Ein vergleichbarer Fertigbau wäre keineswegs günstiger gekommen.