Daten zum Objekt
Standort
Haugesund/NO Google Maps
Bauherr:in
Student Welfare Organization of Stord, Haugesund/NO
Architektur
Helen & Hard, Stavanger/NO, www.helenhard.no
Statik
Høyer Finseth, Oslo/NO, www.wsp.com
Holzbau
Woodcon AS, Brumunddal/NO, www.woodcon.no
Brandschutzplanung
Roar Jørgensen AS, Hønefoss/NO, www.roarjorgensen.no
Fertigstellung
2015
Typologie
Digital vernetzte Brandschutzplanung
Seit der Bürogründung Mitte der 1990er Jahre beschäftigen sich Helen & Hard mit dem Holzbau. Die technischen Möglichkeiten haben sich seither maßgeblich weiterentwickelt und in Norwegen gelten Siv Helene Stangeland und Reinhard Kropf zu Recht als Holzbaupioniere. Neben Innenraumgestaltungen, Ein- und Mehrfamilienhäusern, Bürogebäuden etc. haben die Architekten auch viele großmaßstäbliche öffentliche Bauten in Holz geplant und realisiert, u. a. das Vennesla Library and Cultural House (Vennesla, 2011), die Grimstad Library (Grimstad, 2017), den Bjergsted Financial Park (Stavanger, 2019) oder den Samling-Komplex, ein multifunktionales Gebäude mit Bibliothek und Wohnungen (Nord-Odal, 2019).
Technische Innovation in Planung und Ausführung, Ressourcenmanagement, Bionik und »Relational Design« spielen bei all diesen Bauwerken eine wichtige Rolle. Reinhard Kropf beschreibt letzteren Begriff so: »Bei Relational Design geht es darum, neben den technischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Parametern eines Projekts auch deren inhärente Komponenten wie etwa unterschiedliche, hierarchisch gegliederte inhaltliche und materielle Ebenen gemeinsam mit Spezialisten aus anderen Disziplinen zu berücksichtigen und in den Entwurf miteinzubeziehen.«
So wurde das 2015 fertiggestellte Studentenheim in der Sørhauggata 100 in Haugesund gemeinsam mit den Experten von iTre entwickelt. Es wurde in einer Baulücke im Zentrum von Haugesund in Massivholzbauweise mit Sichtoberflächen im Inneren und Holzfassaden dank Vorfertigung in einer Bauzeit von nur sieben Monaten errichtet und besteht aus einem fünfgeschossigen straßenbegleitenden und einem kleineren, weiter hinten am Grundstück positionierten Trakt. Die beiden Teile sind durch eine gemeinsame Terrasse miteinander verbunden, dazwischen gibt es einen Hof. An der Straßenfront fällt neben der bewegten Trauflinie, deren Verlauf mit der Dachlandschaft entlang der Straße zu tun hat, die Dreiteilung des Gebäudes auf. In formaler Hinsicht ist diese Dreiteilung der gewünschten Maßstäblichkeit und Rhythmisierung im urbanen Kontext geschuldet, in funktionaler Hinsicht der Belichtung der Mittelgangerschließung in den Wohngeschossen. Technisch bestand die Notwendigkeit, zwei Treppenhäuser zu implementieren, ein Haupttreppenhaus mit selbstschließenden Brandschutztüren und ein Fluchttreppenhaus. Dazu kommen eine Sprinkleranlage, Rauchmelder und konstruktive Maßnahmen an neuralgischen Punkten.
In Norwegen war bis 1997 Holz für Häuser mit mehr als drei Geschossen verboten, erst dann wurden die Gesetze nach und nach adaptiert. »Doch immer noch sind die Brandschutzbestimmungen in Norwegen streng und gerade im Holzbau eine Herausforderung«, berichtet ein Mitglied des Planungsteams. Daher war es auch bei diesem Bauwerk essenziell, von Anfang an Brandschutzingenieure in den Entwurfsprozess miteinzubeziehen und im Rahmen von digital vernetzter Planung optimale Lösungen zu erzielen. Zudem ist es in Norwegen notwendig, die verfügbare Ausrüstung der örtlichen Feuerwehr im Brandschutzkonzept mit zu bedenken. Ist ein entsprechendes Brandschutzkonzept vorhanden, dann ist die Freigabe durch die Behörde meist kein Problem, auch wenn es Abweichungen von den »regulären« Richtlinien und Gesetzen gibt.