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Schule Grangécole in Orsonnens

erschienen in
Zuschnitt 72 Das Ornament, Dezember 2018

Daten zum Objekt

Standort

Orsonnens/CH Google Maps

Bauherr:in

Commune de Villorsonnens, Villorsonnens/CH

Architektur

TEd’A arquitectes, Palma de Mallorca/ES, www.tedaarquitectes.comRapin-Saiz Architectes, Vevey/CH, www.rapinsaiz.ch

Statik

Ratio Bois Sàrl, Cuarny/CH, www.ratio-bois.chxmade – material and envelope design, Basel/CH, www.xmade.eu

Holzbau

JPF-DUCRET SA, Bulle/CH, www.jpf-ducret.chCharpentes Vial SA, Le Mouret/CH, www.vialcharpentes.chERNE AG Holzbau, Laufenburg/CH, www.erne.net

Fertigstellung

2017

Typologie

Bildung

Verspieltes Kleid

Prominent thront die Schule Grangécole auf einer Geländekante inmitten der Westschweizer Voralpen. Die mallorquinischen ted’A arquitectes nennen sie Scheunen-Schule und referenzieren damit auf lokale Bautraditionen. Setzung und Landschaftsbezug hingegen stehen in der Tradition von Renaissancevillen. Insbesondere die Fassade verleiht dem kompakten Schulgebäude eine festliche, ja repräsentative Note, die über Agrarbauten hinausweist.

Der dreigeschossige Baukörper ist in ein serielles, gleichsam changierendes Kleid aus übergroßen, dunkel lasierten Holzschindeln, vertikalen und horizontalen Leisten sowie Kupferteilen gehüllt. Ständig ändert sich die Hierarchie: Mal durchbrechen Fenster die Horizontale, mal setzt sich die Gliederung als Relief im Betonsockel fort.

In der obsessiv gestalteten Fassade kombinieren die Architekten repetitive und figürliche Themen – jenseits minimalistisch verwendeter Materialien. Die auf Übergröße skalierte geschuppte Holzverkleidung emanzipiert sich von der Referenz traditioneller Schindelfassaden. Vielmehr erzeugt deren nach unten spitzer -Zuschnitt ein geometrisches Zickzackmuster, das der Hülle ihren textilen Charakter verleiht. Ein florales Motiv ist materialübergreifend mal einzeln, mal in wolkigen Gruppen appliziert. In die gedeckte Eingangshalle fällt durch diese Aussparungen schummriges Licht. Ansonsten erfüllt das Motiv mal den Zweck der Hinterlüftungsöffnung, mal fungiert es als dominantes Gestaltungselement – mit der Wirkung einer punktuellen Maßstabsverfeinerung sowie einer visuellen Verdichtung wie beim Eingang. Damit sprechen die Architekten direkt die menschliche Wahrnehmung an. Aus ihrer Sicht ist die Unterscheidung in technisches Detail und Ornament obsolet, weil einzig deren Wirkung zählt. Den Architekten gelingt in der Fassade der Spagat einer freien, ja spielerischen Komposition und einer anregenden Balance verschiedener Maßstäbe.

Im Inneren vertraut man einfachen Materialen wie rohen Mehrschichtplatten, wuchtigen Brettschichtträgern und Betonplatten. Hier dreht sich wörtlich alles um die fulminante Erschließungshalle mit dem zentralen Stützenquartett.


verfasst von

Steffen Hägele

ist Architekt. Gemeinsam mit Tina Küng führt er das Architekturbüro du Studio in Zürich. Zudem ist er freier Architekturkritiker und leitet als Oberassistent den Lehrstuhl Voluptas – Professur Charbonnet/Heiz an der ETH Zürich.

Erschienen in

Zuschnitt 72
Das Ornament

Ein Ornament ist ein sich meist wiederholendes, oft abstraktes Muster mit symbolischer Funktion. Ist Holz nicht an sich schon ornamental? Man schaue sich nur die Maserungen an und bedenke, in welches andere Material man so leicht jegliches Muster fräsen kann. Im Bundwerk sind die einzelnen Balken so kunstvoll miteinander verwoben, dass die Konstruktion selbst zum Ornament wird. Wir machen uns auf die Suche nach dem Ornament im Holz.

8,00 €

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Zuschnitt 72 - Das Ornament

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