Daten zum Objekt
Standort
St. Andrä am Zicksee/AT Google Maps
Bauherr:in
Vera und Albert Leeb, St. Andrä am Zicksee/AT
Architektur
Architects Collective, Wien/AT, www.architectscollective.net
Statik
Gmeiner Haferl Zivilingenieure, Wien/AT, www.gmeiner-haferl.com
Holzbau
Weissenseer Holz-System-Bau GmbH, Greifenburg/AT, www.weissenseer.com
Fertigstellung
2015
Typologie
OSB-Platte, farbig lasiert
Nähert man sich von Norden auf der B 51 dem beschaulichen St. Andrä am Zicksee, rückt plötzlich ein überdimensionaler Marktstand ins Bild. Es ist der Obstbaubetrieb der Familie Leeb. Stolz behauptet er sich in der sanft hügeligen Landschaft. Vor nunmehr sieben Jahren setzten Vera und Albert Leeb ihr Vorhaben, sich ganz auf die Apfelproduktion zu konzentrieren, in die Tat um. Sie wollten Verarbeitung und Vertrieb ihrer Äpfel an einem Ort verbinden und direkten Kontakt zu den Kunden haben. Mit sehr konkreten Vorstellungen traten sie an die Planer von Architects Collective heran: Eine hölzerne Box sollte es sein, in Anlehnung an jene Steigen, in denen die Äpfel vom Baum in den Verkaufsraum transportiert werden. Neben dem Einsatz von Holz wünschten sie sich eine nachhaltige Bauweise sowie einen hohen Anteil an Recyclingmaterialien.
Das Planungsteam setzte auf eine selbsttragende, großteils vorgefertigte Holzrahmenkonstruktion. Charakteristisch für das Gebäude ist die fast fensterlose Fassade aus OSB-Platten – lediglich zur Durchzugsstraße hin bietet ein durchgehendes Fensterband Einblicke und zu Verkaufszeiten sind die 5x6 Meter großen Schiebetore geöffnet. Die OSB-Platten wurden vor die Holzrahmenwände der in Passivhausstandard errichteten Verkaufsräumen mit einer Hinterlüftung von 4 cm gehängt, bei den nicht beheizten Bereichen der Produktionshalle hingegen ohne Hinterlüftung direkt auf der Holzrahmenkonstruktion befestigt. Obschon OSB keine anerkannte Fassadenlösung ist, hat sich der Einsatz bewährt. Mit den richtigen Konstruktions- und Detaillösungen sprach sowohl für die Architekten als auch für die Bauherren nichts gegen den Einsatz. Die Plattenstöße sind mit Tropfnasen aus Alu-Blech versehen – diese schützen vor dem Eindringen von Wasser und verleihen der fensterlosen und glatten Fassade Struktur und Dynamik. Der untere Abschluss am Sockel ist ebenfalls in Form einer Tropfnase ausgeführt, die Attika ist in Blech gefasst. Eine mehrfach aufgebrachte farbige Lasur in Grün und Braun passt das Objekt in die umliegenden Wiesen und Ackerflächen ein und schützt die Oberflächen.
Als Wartungsintervall für die Fassade waren bei der Errichtung fünf Jahre veranschlagt. Inzwischen ist der Bau schon sieben Jahre Wind und Wetter ausgesetzt und zeigt nun erste Abnutzungserscheinungen. Einzelne Späne haben sich von den Platten gelöst, die Oberfläche hat an Glätte eingebüßt, doch das bisschen Rauheit bringt Charakter. Einzig die riesigen Scheunentore mussten im Gebrauch adaptiert werden. Um den Windangriff zu vermindern und das Aufschieben zu erleichtern, wurden apfelgroße runde Löcher in das Holz der Tore gefräst. Die Leebs jedenfalls sind nach wie vor begeistert.