Zum Hauptinhalt springen

Schulhaus in Ballwil

erschienen in
Zuschnitt 63 Holzfassaden, September 2016

Daten zum Objekt

Standort

Ballwil/CH Google Maps

Bauherr:in

Gemeinde Ballwil, Ballwil/CH, www.ballwil.ch

Architektur

Fichter & Salzmann Architekten, Zürich/CH, www.fiechtersalzmann.ch

Statik

Lauber Ingenieure AG, Luzern/CH, www.lauber-ing.ch

Holzbau

Ideal Holzbau AG, Ballwil/CH, www.ideal-holzbau.chHolzbau Meier AG, Mühlau/CH, www.holzbau-meier.ch

Fertigstellung

2015

Typologie

Bildung

Fichte, rot lasiert

Ballwil ist eine mittelgroße Gemeinde im Kanton Luzern mit rund 2.800 Einwohnern. Hier beginnt wie überall auf dem Lande Architektur auch einmal im Gemeindesaal. Zur Debatte stand die Erweiterung der bestehenden Schulanlage mit Bauten aus den 1950er bis 1990er Jahren. Denn in der Schweiz bezahlt die Gemeinde aus ihren Steuereinnahmen den Schulbetrieb ohne ­Zuschüsse selbst, einschließlich der Infrastruktur. Weniger Aus­gaben bedeutet für die Bürger ­unmittelbar, weniger Steuern ­bezahlen zu müssen. Und so wurde nach einer sehr lebhaften ­Debatte in der Gemeindeversammlung aus einem Wettbewerbsbeitrag mit einer Kostenschätzung von 12,3 Mio. Franken ein ­Baukredit von 8,5 Mio.

Fiechter & Salzmann Architekten schufen mit ihrem Erstling aber gleich das Kunststück, trotz Reduktion zeitgenössische Architektur zu schaffen, auch wenn für die räumliche Setzung des Raumprogramms in zwei Gebäuden wichtiges Volumen verloren ging. Dass sich der ­reine Holzbau für das kleinere Volumen aus Kostengründen durchsetzte, ist eine nette Fußnote. Das größere Volumen hat einen Betonkern mit vorgehängter Holzfassade.

Vorbilder für den architektonischen Ausdruck ihres Projekts fanden sie in den ländlichen Schweizer Bauten des 19. Jahrhunderts und, was die Bauherrschaft noch mehr faszinierte, in der japani­schen ­Tradition des Holzbaus. Den Architekten gelang es, zwischen diesen tradierten Bildern und der Gegenwart zu changieren be­ziehungs­weise sie modern zu interpretieren.

In der Überarbeitung des Wettbewerbsbeitrags blieben das Prinzip der klassizistisch gezeichneten Fassade und die großen Vor­dächer ­erhalten. Die ­naturbelassene Lärche als Fassadenmaterial und der damit verbundene Alterungsprozess hingegen überzeugten die Baukommission des Dorfes nicht. Zu stark war das Bild der »unedlen« Scheunen und Bauernhäuser in der Umgebung. So entstand eine Fassadenarchitektur mit ­unterschiedlich hohen, geschlossenen Kassetten, ­ergänzt um Felder mit dem offenen Rautenmuster der lokalen Scheunen, die die dahinterliegenden Belüftungselemente der ­Aula schützen. Die hinterlüftete Fassade in Fichtenholz wurde mit einer Mittel­schicht­lasur behandelt. Das Rot orientiert sich an der Farbe eines älteren Holzbaus in der näheren Umgebung der Schule. Wichtige Elemente des konstruktiven Holzschutzes sind das 80 cm auskragende Vordach sowie das Zurückspringen der Kassetten von oben nach unten um jeweils 2 cm, sodass das ­Wasser gut abtropfen kann. Ergänzt wird der Holzschutz durch die Verwendung von acetyliertem Holz, das durch ein ­chemisches Verfahren widerstandsfähiger gegen Pilzbefall ist, für die unter­s­ten Fensterbänke.

Beschichtungen

Mittelschichtlasuren und deckende Beschichtungen ­bilden geschlossene Anstrichfilme, wodurch ein gewisser Feuchteschutz erreicht wird. Während bei Lasuren die Holzstruktur erkennbar bleibt, ergeben deckende Beschichtungen einheitlich gefärbte Oberflächen in vielen Farbtönen. Sie bieten einen besonders guten uv-Schutz und ergeben daher sehr dauerhafte Anstriche. Gute Ergebnisse gibt es auch auf säge­rauen Oberflächen, auf denen sich eine besonders gute Verzahnung des Beschichtungsfilms mit dem Holzuntergrund einstellt.

Die aktuellen Ergebnisse bestätigen die lange Haltbarkeit deckender Beschichtungen. Dabei schneiden werkseitig applizierte Beschichtun­gen wesentlich besser ab als händisch mittels Pinsel applizierte Anstriche. Die industriell beschichteten Profilbretter in weißer Farbe waren im Versuch auch nach zehn Jahren Bewitterung noch in einem hervorragenden Zustand. Je nach Farbton und Exponiertheit ist bei deckenden Beschichtungen eine Wartung erst nach acht bis 15 Jahren erforderlich. Dann müssen allerdings der Altanstrich gut angeschliffen und schlecht haftende Beschichtungen entfernt werden. Zu beachten ist, dass auch im Zuge der Wartung die für den Außenbereich empfohlene Schichtdicke von maximal 60 µm nicht überschritten wird. Text: Holzforschung Austria/Claudia Koch

Holzkassetten Fichte, lasiert 20 mm
Lattung horizontal 20 mm
Lattung vertikal variabel
Windbremse
Holzfaserdämmplatte 60 mm
Holzständerkonstruktion, dazw. Wärmedämmung 260 mm
OSB-Platte 15 mm
Dampfbremse
Installationsebene, gedämmt 50 mm
Gipskarton 15 mm


verfasst von

Christoph Affentranger

  • Studium der Architektur an der ETH Zürich und an der Technischen Hochschule Helsinki
  • 1996 Gastforscher an der Architekturhochschule Oslo
  • arbeitet als Architekt und Publizist in Zug (Schweiz).
  • Buchpublikationen u.a. »Neue Holzarchitektur in Skandinavien«.
  • Beiträge in zahlreichen Fachzeitschriften und Zeitungen, darunter die Neue Zürcher Zeitung, mit Schwerpunkt Bauen mit Holz und Architektur in Skandinavien

Erschienen in

Zuschnitt 63
Holzfassaden

Ob als Brett, Leiste oder als Platte, ob unbehandelt oder beschichtet — die Gestaltungsmöglichkeiten mit Holz sind groß und die Vorteile liegen auf der Hand: Fassaden aus Holz sind schön, langlebig und ökologisch.

8,00 €

Zum Produkt   Download

Zuschnitt 63 - Holzfassaden

Weitere Objekte zum Thema Fassade

Bildung

Schule Grangécole in Orsonnens
Verspieltes Kleid

Standort: Orsonnens/CH
Fertigstellung: 2017
Bildung

Kinder- und Familienzentrum in Poppenweiler
Fichte, vorvergraut

Standort: Ludwigsburg-Poppenweiler/DE
Fertigstellung: 2015
Sport, Freizeit und Erholung

Sporthalle der Mittelschule Klaus-Weiler-Fraxern
Weißtanne, unbehandelt

Standort: Klaus/AT
Fertigstellung: 2015
Industrie und Gewerbe

Gewerbebetrieb in St. Andrä am Zicksee
OSB-Platte, farbig lasiert

Standort: St. Andrä am Zicksee/AT
Fertigstellung: 2015
Wohnbauten

Gartenhaus in Buggingen
Filigraner Erinnerungsfilter

Standort: Buggingen/DE
Fertigstellung: 2013
Sakralbauten

Islamischer Friedhof in Altach
Kultureller Code

Standort: Altach/AT
Fertigstellung: 2012
Wohnbauten

Wohnanlage am Mühlweg in Wien, Bauteil A
Lärche, unbehandelt

Standort: Wien/AT
Fertigstellung: 2006
Konsum

Supermarkt in Kematen
Lärche, geflämmt

Standort: Kematen/AT
Fertigstellung: 2002