Zuschnitt 46
Für die Öffentlichkeit
Format | A4 |
---|---|
Seiten | 32 |
ISBN | 978-3-902320-91-9 |
Ausgabe | Juni 2012 |
Editorial
Ein Holzbau ist von außen nicht immer als solcher zu erkennen. Oft kann nur ein fachkundiges Auge den wahren Charakter des Hauses ausmachen:
den hinter einer Holzfassade versteckten Massivbau ebenso wie den hinter einer Eternit- oder Putzfassade versteckten Holzbau. Wenn wir in diesem Zuschnitt aufzeigen, wo und warum die öffentliche Hand mit Holz baut, dann verfolgen wir nicht das Ziel einer rein hölzern anmutenden Umwelt. Wir wollen vielmehr die Argumente darlegen, die für einen Holzbau sprechen, und dies anhand von ausgeführten Beispielen verdeutlichen. Neben vier Gemeinden, in denen das Bauen mit Holz bereits seit Jahren eine Selbstverständlichkeit ist, stellen wir eine Reihe von Einzelprojekten vor: einen Kindergarten, ein Sportzentrum, ein Gemeindezentrum, ein Pflegeheim und Abfallentsorgungszentren.
Die Geschichten, die wir zu den ausgewählten Bauten gehört haben, lassen erkennen, dass die Entscheidung für einen Holzbau nie zufällig gefallen ist, sondern dass schlüssige Argumente den Weg dafür bereitet haben. Will man zum Beispiel mit Holz bauen, um damit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, dann hilft es nichts, wenn »nachwachsende Rohstoffe nur punktuell am Gebäude eingesetzt [werden], zum Beispiel in der Fassade, im Fußboden oder in der Dachdämmung«, wie Holger König in seinem Beitrag schreibt. Erst die Ausführung der Primärkonstruktion, also der tragenden Bauteile der Außen- und Innenwände, der Decken und des Dachs aus Holz oder Holzwerkstoffen, führt zu einem sichtbar anderen Ergebnis in der Ökobilanz im Vergleich zu konventionellen Gebäuden.
Zum Glück verändert sich zunehmend die Einstellung der Österreicher gegenüber Ressourcen und Umwelt. Immer mehr sind sich bewusst, dass es eines sorgsamen Umgangs bedarf. Auch Helmut Mödlhammer, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, kann eine solche Entwicklung ausmachen: »Wenn man bedenkt, wie stark sich die Materialwahl schon in den letzten zehn Jahren verändert hat – komplett weg von reinen Betongebäuden hin zu ressourcenschonenden Materialien –, dann ist eine gewaltige Entwicklung spürbar. Holz spielt dabei eine immer größere Rolle.« Und doch, so Erich Wiesner, Präsident der Österreichischen Holzindustrie, nützt die öffentliche Hand das technische, ökonomische, ökologische und gestalterische Potenzial des Holzbaus bei Weitem nicht aus.
Neben dem Argument der Nachhaltigkeit, das für das Bauen mit Holz spricht, sei hier auch noch das der regionalen Wertschöpfung erwähnt. Die Holzwirtschaft sichert Arbeitsplätze: Holzproduktion und -verarbeitung sind vielerorts nicht nur für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe wichtige Einkommensquellen, sondern für die gesamte regionale Wirtschaft. Bei aller Diskussion über Materialität dürfen wir aber nicht vergessen, dass zu einem gelungenen Gebäude auch seine architektonische und städtebauliche Qualität gehört. Für unsere Österreichkarte in der Mitte dieses Heftes haben wir 58 sehenswerte Bauwerke der öffentlichen Hand aus Holz ausgewählt. Gegeben hätte es wesentlich mehr …