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Weiterbauen mit Holz
Möglichkeiten und Vorteile der Nachverdichtung

erschienen in
Zuschnitt 66 Dichter in Holz, Juni 2017

Die Zukunft des Bauens liegt im Weiterbauen des Gebäudebestands. Das gilt nicht nur für den urbanen Raum, auch in ländlichen Gebieten geht es darum, durch den respektvollen Umgang mit dem Bestand die vorhandene lokale Identität zu bewahren und angemessen weiterzuentwickeln. In den dicht besiedelten Stadträumen sind kaum noch Flächen für Neubauten vorhanden. Statt in die Breite zu wachsen, wird sich die Stadtentwicklung in Zukunft darauf konzentrieren, die Höhe zu nutzen und Restflächen zu aktivieren. Bestehende Gebäude und Quartiere bieten ein großes Potenzial zur Nachverdichtung.

Der Holzbau, vor allem der vorgefertigte Holzbau, eignet sich besonders für das Bauen im Bestand, weil hier wirtschaftliche, schnelle, störungsarme und präzise Bauweisen gefragt sind. Außerdem zeichnet sich der regenerative Baustoff Holz gegenüber anderen Materialien durch sein geringes Gewicht aus.

Das Weiterbauen mit Holz erlaubt den respektvollen Umgang mit vorhandener Baukultur und steht ­zugleich für einen ökologischen Ansatz, da durch den Erhalt der Bausubstanz und die Verwendung nachwachsender Rohstoffe der Gebäudelebenszyklus deutlich verlängert wird. Die vorgefertigte, elementierte Holzbauweise ist geradezu prä­destiniert für die innerstädtische Verdichtung, weil gerade in beengten ­Verhältnissen die Vorteile des ­durchgängig geplanten Bauablaufs unter Berücksichtigung der Baustellenlogistik vollständig ausgelotet werden können.

Anbauten

Gebäude können mit einem Anbau vergrößert werden, wenn die vorhandenen Abstandsflächen dies zulassen. Hier sind vorgefertigte Bauteile eine zeitsparende ­Lösung, um Störungen der Umgebung minimal zu halten. Oft behindern auch beengte Flächenver­hältnisse den Bauprozess. Hier sind ebenfalls schnelle, trockene Baumethoden von Vorteil.

Baulücke

Gerade in den Städten liegt ein beachtliches Potenzial zur Nachverdichtung in der Nutzung vorhandener Baulücken. Hierbei vermindert ein schneller Bauprozess durch vorgefertigte ­Bau­elemente die unnötige Belästigung der meist dicht ­bewohnten ­Umgebung.

Implantat

Ein interessantes Thema für den Holzbau ist die Umnutzung bestehender Gebäude durch Einbauten in die vorhandene Raumstruktur, um neue Funktionen zu ermöglichen. Hier ist Holz als leichtes, einfach zu transportierendes und trockenes Material vorteilhaft, ebenso bietet seine gute Verarbeitbarkeit ­ohne aufwendige Werk- und Rüstzeuge erhebliche Möglichkeiten der Rationalisierung.

Aufstockung

Die Möglichkeiten für eine Aufstockung mit einem oder mehreren zusätzlichen Geschossen ist abhängig von den statischen ­Reserven der vorhandenen Tragstruktur. Bei Wohnungsbauten aus den 1950er und 1960er Jahren verfügt die oberste Geschossdecke oft nicht über eine ausreichende Tragfähigkeit. In solchen Fällen lassen sich zur Ertüchtigung Brettsperrholz- oder Hohl­kastenelemente flächig einsetzen, die zusätzliche Lasten in die bestehende Wandkonstruktion ableiten. Mit Wandelementen in leichter Holzrahmenbauweise oder als Brettsperrholzplatte ist es möglich, das neue Tragwerk auch quer zur Haupttragrichtung der bestehenden Struktur auszurichten und damit offene Räume zu schaffen, die eine freie Grundrisseinteilung erlauben.

Warum Holz sich für Nachverdichtung in Ballungszentren gut eignet:

Konstruktion

  • leichte Bauweise (gerade bei Bestandsbauten mit geringen statischen ­Reserven von Bedeutung)
  • erlaubt individuelle ­Lastenverteilung auf bestehende Tragstruktur – auch bei größeren Spannweiten

Ausführung

  • durchgängig planbarer Bauablauf
  • hoher Vorfertigungsgrad
  • von der Jahreszeit weit­gehend unabhängige Bauzeit
  • hohe Präzision und Qualität

Gestaltung

  • keine gestalterischen Einschränkungen in Bezug auf Form, Fassade und Innengestaltung
  • Die Dimension der ­Bauteile muss an Baustellengegebenheiten und Transportmöglichkeiten angepasst werden. (Nachteil)

Logistik

  • schnelle Bauzeit durch ­hohe Vorfertigunggeringe Störung des Wohnumfelds durch schnelle Bauweise
  • Die Bauarbeiten können auch im bewohnten Zustand des Objekts stattfinden.
  • keine langfristige Baustelleneinrichtung erforderlich (gerade Baustelleneinrichtungen auf öffentlichem Grund sind mit hohen Kosten verbunden)

Nachhaltigkeit

  • Der Lebenszyklus des ­Bestandsgebäudes wird ­verlängert.
  • Holz ist ein klimaneutraler Baustoff
  • Das Bauwerk kann wieder rückgebaut unddie Bauteile aus Holz können weiterverwertet werden.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Text »Neues Bauen im Bestand«, erschienen in Bauen mit Holz. Wege in die Zukunft, ­Hermann Kaufmann, Winfried Nerdinger (Hg.), München 2016.
 

Ergänzende Literatur


verfasst von

Frank Lattke

ist selbstständiger Architekt in Augsburg und Partner im Europäischen Forschungsprojekt leanWOOD.
www.lattke-architektur.de

Erschienen in

Zuschnitt 66
Dichter in Holz

Wo mit Holz nachverdichtet wird, entsteht Qualität, werden Ressourcen geschont, wird präzise und effizient gebaut.

8,00 €

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Zuschnitt 66 - Dichter in Holz

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