Daten zum Objekt
Standort
Winterthur/CH Google Maps
Bauherr:in
Fritz Hagmann, Winterthur/CH
Architektur
weberbrunner architekten AG, Zürich/CH, www.weberbrunner.euSoppelsa Architekten, Zürich/CH, www.soppelsa.ch
Statik
Holzbaubüro Reusser GmbH, Winterthur/CH, www.holzbaubuero.chAPT Ingenieure GmbH, Zürich/CH, www.apting.ch
Holzbau
Strabag AG, Schlieren/CH, www.strabag.ch
Fertigstellung
2018
Typologie
Eine angebaute Balkonschicht aus Eiche und Douglasie
Auf dem Hagmann-Areal im Stadtteil Seen in Winterthur, wo heute über hundert Menschen wohnen und arbeiten, sind die Geschwister Hagmann aufgewachsen. Für die seit Ende des 18. Jahrhunderts im Familienbesitz befindliche Liegenschaft suchten sie 2012 mit einem Wettbewerb nach einem zukunftsorientierten Überbauungsprojekt: Autofrei, bezahlbar und durchmischt sollte es sein. Zugleich galt es, die Geschichte des Ortes zu bewahren. Das Projekt der Architekturbüros Weberbrunner und Soppelsa schaffte genau diesen Spagat.
Von weither ist die dunkle Fassade sichtbar. Die vertikale Holzverschalung stülpt sich zu Außenzimmern aus, die das Hofgebäude zwischen Bahntrasse und Einfamilienhausquartier verankern. Die umlaufende Fassadenhaut erzählt von einer Einheit, doch die bis zu fünfgeschossigen Balkontürme sind bis auf die Rückverankerung in den Beton-Geschossdecken eigenständig konstruiert. Auf einer Betonplatte sind sie geschossweise mit tragenden Douglasien-Mehrschichtplatten gestapelt. Wärmebrücken gibt es dadurch kaum und auch Brandschutzanforderungen müssen diese Außenzimmer nicht erfüllen, da sie baurechtlich als Balkone gelten.
Einige Schritte weiter öffnen sich das Haus und das teils als Gemeinschaftsraum genutzte Werkstättengebäude zu einem belebten Hof. Ganz anders als die privaten Außenzimmer bieten hier die laubengangartigen Balkone gerade genug Platz für das Frühstückstischchen oder um die spielenden Kinder zum Essen ins Haus zu rufen. Durch den Regen sind die tragenden Eichenstützen vergraut, sie kontrastieren mit dem hellen Douglasienholz der Fassade. Überraschend tief wirkt dadurch die Balkonschicht, die sich wie ein dünnes Kleid über die gesamte Innenhoffassade legt. Nur dort, wo die kurzen Eichenträger mit Stahlwinkeln an der Stirn der Geschossdecken befestigt sind, verbindet sich die Konstruktion der Balkone mit dem Haus. Schalldämmlager verhindern, dass der Trittschall über die umlaufende Konstruktion zu benachbarten Wohnungen gelangt. Über bis zu drei Felder spannen die Douglasienplatten, die auf den Eichenträgern aufliegen und die Bodenkonstruktion der Balkone tragen. Schiebbare Fensterläden sparen Platz und verschatten die Wohnungen an sonnigen Tagen. Denn dank der schmalen Balkonschicht reicht das Tageslicht tief in die Wohnungen. Auf beiden Seiten des Gebäudes sprießt auf den Balkonen das Leben. Sie tragen das vielfältige Potenzial des Hagmann-Areals für das Zusammenleben sichtbar nach außen.