Daten zum Objekt
Standort
Berlin/DE Google Maps
Bauherr:in
Artis GmbH, Berlin/DE
Architektur
ZRS Architekten Ingenieure, Berlin/DE, www.zrs-berlin.de
Statik
ZRS Architekten Ingenieure, Berlin/DE, www.zrs-berlin.de
Holzbau
Holzbau Hunold GmbH & Co. KG, Leinefelde/DE, www.hunoldhaus.de
Spannweite
20 m
Fertigstellung
2012
Typologie
Fischbauchträger
Nicht an der Peripherie, sondern in der Innenstadt, am früheren Flughafen Tempelhof, wünschte sich das avancierte Berliner Messebau- und Innenausbau-Unternehmen Artis sein neues Produktionsgebäude. Urban, energetisch und materiell nachhaltig sollte es sein und dezidiert ein Holzbau, aus einem Material, dem sich das Unternehmen, das aus einer Tischlerei hervorging, besonders verbunden fühlte. Mit den Berliner ZRS Architekten und Ingenieure fanden die beiden Geschäftsführer von Artis kompetente Partner für das Projekt. Hinter ZRS steht ein integral planendes Büro eines Architekten und zweier Ingenieure, das mit Lehmbauten bereits international hervortrat und auch erste Bauten aus Holz errichtete. In einem oft sehr direkten Austausch konzipierten Bauherren und Planer ein erstaunlich durchlässiges Haus für betont flache Arbeitshierarchien, das in der kurzen Zeit von nur fünf Monaten Planung und sieben Monaten Bauzeit realisiert wurde.
ZRS fanden mit einem L-förmigen Gebäude, einer großen, 8,2 Meter hohen Werkhalle und einem lang gestreckten zweigeschossigen Verwaltungs- und Produktionsflügel zu einer überzeugenden Lösung. Alle emissionsintensiveren Bereiche der Produktion wurden zum eigenen Gewerbehof positioniert und alle leiseren Tätigkeiten nach Norden entlang des neuen Wohnquartiers. Ihr besonderer Clou? Eine visuell überaus durchlässige Raumteilung aller Bereiche, die jedem Besucher des Unternehmens nach Betreten der Eingangstreppe eindrücklich vor Augen führt, wie und was hier mit kurzen Wegen und stets in direktem Kontakt von Verwaltung/Planung und Produktion produziert wird.
Konventionelle Fachwerkträger für die 20 Meter breite Werkhalle hätten mit ihren Querschnitten den visuellen Kontakt empfindlich gestört, weshalb ZRS Architekten, angeregt von Vorarlberger Gewerbebauten von Gerhard Feuerstein oder Merz Kley Partner, kongenial ein materialoptimiertes Hallentragwerk zu entwickeln suchten. Die schlanken Fischbauchträger, deren Untergurte aufgrund ihrer Parabelform in der Mitte beeindruckende 1,85 Meter, an den Auflagern aber keine statische Höhe mehr besitzen, vermögen so viel Tageslicht über ein umlaufendes Oberlichtband in die Halle zu lenken.
Dabei konnten alle Eigenschaften des Materials Holz mit konstanten Querschnitten aller Gurte nicht nur fertigungstechnisch günstig, sondern auch optimiert genutzt werden. Aus Brettschichtholz gefertigt sind alle Obergurte und Diagonalen, die durch bündig angeschlossene, vorgefertigte Dachelemente stabilisiert werden. Die Untergurte jedoch mit nur 20,7 mal 24 cm Durchmesser entstanden aus Furnierschichtholz, weil dessen in Längsrichtung ausgerichtete Fasern die größeren Zugkräfte der Untergurte besser aufzunehmen vermögen. Mithilfe moderner Holztechniken neu interpretiert, erwies sich eine alte Konstruktionsweise als höchst effizient und zugleich ästhetisch bestechend.
Auch im Weiteren wurde fast durchgängig auf das Material Holz gesetzt mit Außenwänden und Dächern aus hochdämmenden, diffusionsoffenen Holzrahmenelementen mit eingeblasener Zellulosedämmung und recht tiefen Holzfensterbändern, während die Decken aus Brettschichtholzelementen gefertigt wurden. Den schon lange als versierte Lehmbauer bekannten ZRS Architekten Ingenieure gelang ein faszinierender Holzbau, der selbst in der zweiten Bebauungsreihe am stark befahrenen Columbiadamm mit seiner Holzschindelhaut und seiner Leichtigkeit viel Aufsehen inmitten vieler schwerer Repräsentationsbauten der NS-Zeit erregt.