Daten zum Objekt
Standort
Thüringerberg/AT Google Maps
Bauherr:in
Verein zur Förderung der Infrastruktur der Gemeinde Thüringerberg KG, Thüringerberg/AT, www.thueringerberg.at
Architektur
Bruno Spagolla, Bludenz/AT, www.spagolla.at
Holzbau
Kaspar Greber Holz- und Wohnbau GmbH, Bezau/AT, www.kaspargreber.atZimmerei Heiseler GmbH, Sonntag/AT, www.heiseler.at
Bauphysik
DI Dr. Lothar Künz zt GmbH, Hard/AT, www.bauphysik-kuenz.at
Fertigstellung
2010
Typologie
Holzmassivbau, senkrechte Brettstapel verdübelt, tragend
Thüringerberg ist eine 700-Einwohner-Gemeinde in Vorarlberg. Architekt Bruno Spagolla zeichnet hier für alle ortsprägenden Gebäude, die in den letzten zwanzig Jahren entstanden sind, verantwortlich. Den Anfangspunkt setzte er einst mit dem Sunnasaal, einem Veranstaltungs- und Turnsaal gleich neben dem Traditionsgasthaus Zur Sonne. Diesem folgt jetzt ein Gebäude für Kindergarten und Feuerwehr, das selbstbewusst einen ortsplanerischen Schlussstein setzt. Das Vorspiel zu diesem Neubau inkludierte sogar eine Volksbefragung über den Standort. Spagolla entwarf zwei zueinander versetzte, funktionell ineinander verschränkte Baukörper, die er entlang des Straßenverlaufes platzierte. Der Holzbau mit Satteldach, in dem im Erdgeschoss Musikschule und Vereine und im Obergeschoss der Kindergarten untergebracht sind, steht direkt an der Straße. Zurückversetzt ist das Feuerwehrgebäude in Beton, dadurch entsteht der notwendige Vorplatz, seine Werkstätten und Nebenräume sind in den Berg hineingebaut. Die Verschränkung der so unterschiedlichen Funktionen ist reizvoll. Auf dem Dach der Fahrzeughalle befindet sich das Freiluftkinderzimmer, von hier gelangt man zum Abenteuerspielplatz, der im steilen Gelände in Serpentinen und Terrassen angelegt ist. Eine massive Holztreppe führt zum separaten Eingang in den Kindergarten.
Für Spagolla bedeutet mit Holz bauen, tunlichst Holzwerkstoffe zu umgehen. »Ich verwende Massivholz mit seinen sympathischen Eigenschaften, den Unregelmäßigkeiten, dem Eigenleben, Ästen, wie es vor Ort ansteht.« Letzteres nimmt man in Thüringerberg wörtlich. Die verwertete Fichte stammt ausschließlich aus den umgebenden Wäldern und wurde in der Talschaft verarbeitet. Alles wird genommen, Sekundärware für Dach- und Konterlatten, A-Qualität für Fenster und Bodendielen bis hin zu den Möbeln. Die Decken mussten keilverzinkt werden, um entsprechende Spannweiten zu erreichen. Die Außenwände sind in Brettstapelbauweise errichtet, aus senkrecht angeordneten, miteinander verdübelten Fichtenbrettern, also ohne Leim.
Innen ist das stehende Holz sichtbar und unbehandelt belassen. Die Wärmedämmung besteht aus Mineralfaser. Die Fassade aus Holzbohlen als Außenstrick, wieder Fichte, ist geschraubt und gegebenenfalls auswechselbar. Eine Hinterlüftung gibt es bei dieser Außenwand jedoch nicht. Der Taupunkt befindet sich nämlich in der Dämmung beziehungsweise im massiven Holz, das diesen ausgleicht und nach innen ablüftet: Es gibt kein Kondensat. Eine kontrollierte Be- und Entlüftung trägt das Ihre dazu bei – und zur Erreichung des Passivhausstandards. Geheizt wird mit »Fernwärme« aus der nahegelegenen zentralen Hackschnitzelanlage, selbstverständlich wieder gespeist mit heimischen Resten.