Daten zum Objekt
Standort
Steyr/AT Google Maps
Bauherr:in
Die Besorger Mediendesign und -technik, Steyr/AT, www.diebesorger.at
Architektur
Hertl.Architekten zt GmbH, Steyr/AT, www.hertl-architekten.com
Holzbau
Glaser GmbH, Waidhofen an der Ybbs/AT, www.glaser-bau.at
Fertigstellung
2010
Typologie
Holzrahmenwand, tragend II
In Steyr steht – inmitten einer gewöhnlichen Einfamilienhaussiedlung – ein ganz und gar in Schwarz gekleidetes Haus. Jeden kann man hier nach dem Weg fragen. Alle wissen gleich, welches Haus gemeint ist. An diesem Bau ist nicht nur seine Farbe, sondern auch seine Lage spektakulär. Es liegt oberhalb der Enns, einem der beiden Flüsse, die durch Steyr fließen, sein Grundstück fällt steil zu ihrem Ufer ab. Die Form des Hauses erschließt sich dem Besucher nicht sofort: Sie ergab sich aus der Bebauungslinie und der Bebauungsvorschrift, die besagt, dass man in der Siedlung nur ein Geschoss mit ausgebautem Dach bauen darf. Um die Baugrenzen so weit wie möglich auszunutzen, schuf Architekt Gernot Hertl drei ineinander verschränkte Baukörper mit unterschiedlich geneigten Dachflächen. Zur Straße hin gibt sich das Haus, das Büro- und Wohnhaus zugleich ist, vollkommen geschlossen. Lediglich über Lichtkuppeln in den Schrägdächern und der Fassade fällt Tageslicht hinein, gartenseitig öffnet es sich hingegen mit großzügigen Glasflächen. Der Bauherr ist Werbegrafiker, seine Agentur »Die Besorger« nimmt das ganze Obergeschoss ein. Er selbst wohnt im Erdgeschoss, das zum Garten und damit zum Fluss hin orientiert ist.
Da die zu bebauende Fläche auf dem Grundstück begrenzt ist und man so viel Wohnfläche wie möglich schaffen wollte, entschied man sich für ein platzsparendes Außenwandsystem, eine Holzriegelwand ohne hinterlüftete Fassade. Das Haus ist in eine epdm-Folie eingepackt – eine Kautschukfolie, die üblicherweise für Flachdachabdichtungen verwendet wird. Für den Bauherrn war diese Folie wegen ihrer Farbigkeit eine mutige Entscheidung. Den Architekten und sein Team stellte sie zudem vor eine bauphysikalische Herausforderung. Hinter der Kautschukfolie, in der Holzständerwand, durfte sich kein Tauwasser sammeln. Die Holzforschung Austria hatte im Zuge eines Forschungsprojektes Flachdachkonstruktionen untersucht, um herauszufinden, unter welchen Voraussetzungen ein Flachdachaufbau auch ohne Hinterlüftung möglich ist. Wird der richtige Aufbau gewählt, dann heizt sich die schwarze Folie so weit auf, dass eine Austrocknung dahinter gewährleistet ist.
Die Architekten entwickelten ihren Aufbau in Anlehnung an dieses Forschungsprojekt und machten dabei keinen Unterschied, ob es eine Wand- oder eine Dachfläche ist. Das ganze Haus ist also im Grunde genommen eine einzige Dachfläche.